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Full text of "Liahona (German)"

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KIRCHE   JESU    CHRISTI    DER    HEILIGEN    DER    LETZTEN    TAGE    •    JULI  2003 


Liahona 


Liahona 


UMSCHLAGBILD 

Buntglasfenster  von  Tom 
Holdman.  Fotos  von  Floyd 
und  Tom  Holdman.  Siehe 
„Momente  der  Geschichte  - 
Spektren  des  Lichts",  Seite  i 


Kleiner  Liahona 


UMSCHLAGBILD 
KLEINER  LIAHONA 

Illustration  von  Dilleen  Marsh. 


MAGAZIN 

2    Botschaft  von  der  Ersten  Präsidentschaft:  Eine  Ehe,  die  Bestand  hat 
Präsident  Gordon  B.  Hinckley 

8    Momente  der  Geschichte  -  Spektren  des  Lichts 

25  Besuchslehrbotschaft:  Sich  bereitmachen,  Versuchung  zu  widerstehen 

26  Der  Erretter  besucht  die  Geisterwelt  Eider  Spencer  J.  Condie 

31    Auf  einen  Blick:  aus  dem  Neuen  Testament:  Die  ersten  Apostel  -  ihr  Leben  und 
ihre  Briefe 

42    Stimmen  von  Heiligen  der  Letzten  Tage 

Ihre  Pflege  war  mir  anvertraut  Annette  Candland  Alger 

Nicht  ich  habe  Gott  gefunden  -  Gott  hat  mich  gefunden  Jochen  A  Beisert 

Danke,  Mrs.  Pfeil  Carl  Nelson 

48    Wie  man  die  Juli-Ausgabe  2003  des  Liahona  verwenden  kann 

FÜR  JUNGE  LEUTE 

16  Der  Glaube  unserer  Väter  Eider  Joseph  B.  Wirthlin 

21  Poster:  Liebe  Gott  mit  ganzem  Herzen 

22  Ausgesperrt  Michele  Tolley 

34  Ein  ehrenvoller  Abschluss  Gabriel  Gonzalez 

36  Licht  in  einem  geheimnisvollen  Land  Lynne  S.  Topham 

47  Hätten  Sie's  gewusst? 

KLEINER  LIAHONA 

2    Kommt,  hört  auf  den  Propheten:  Das  Gebet 
als  Rettungsanker  Präsident  James  E.  Faust 

4    Geschichten  aus  dem  Neuen  Testament: 
Die  Apostel  führen  die  Kirche;  Petrus  heilt 
einen  Kranken 

Tempelkarten 

Bens  Geschenk  Howard  R.  Driggs 

Für  unsere  Kleinen:  Wir  weben  ein  Pionierbild 

Das  Miteinander: 
„Folgt  mir  nach" 


9 
10 
13 
14 

16 


Vicki  F.  Matsumori 

Besondere  Zeugen: 
Der  Schild  des  Glaubens 
Präsident  Boyd  K.  Packer 


SIEHE  SEITE  36 


Juli  2003  Vol.  129  No.  7 
LIAHONA  23987-150 

Offizielle  deutschsprachige  Veröffentlichung  der  Kirche 
Jesu  Christi  der  Heiligen  der  Letzten  Tage 

Die  Erste  Präsidentschaft: 

Gordon  B.  Hinckley,  Thomas  S.  Monson,  James  E.  Faust 

Das  Kollegium  der  Zwölf: 

Boyd  K.  Packer,  L.  Tom  Perry,  David  B.  Haight, 
Neal  A.  Maxwell,  Russell  M.  Nelson,  Dallin  H.  Oaks, 
M.  Russell  Ballard,  Joseph  B.  Wirthlin,  Richard  G.  Scott, 
Robert  D.  Haies,  Jeffrey  R.  Holland,  Henry  B.  Eyring 

Herausgeber:  Dennis  B.  Neuenschwander 
Berater:  J.  Kent  Jolley,  W.  Rolfe  Kerr,  Stephen  A.  West 

Geschäftsführer:  David  L.  Frischknecht 
Chefredakteur:  Victor  D.  Cave 
Grafikdirektor:  Allan  R.  Loyborg 

Redaktionsleiter:  Richard  M.  Romney 
Stellvertretende  Redaktionsleiter:  Marvin  K.  Gardner, 
Vivian  Paulsen,  Don  L.  Searle 

Redaktion:  Collette  Nebeker  Aune,  Susan  Barrett,  Ryan  Corr, 
Linda  Stahle  Cooper,  LaRene  Porter  Gaunt,  Shanna  Ghaznavi, 
Jenifer  L.  Greenwood,  Lisa  Ann  Jackson,  Carrie  Kasten,  Melvin 
Leavitt,  Melynn  Minson,  Sally  J.  Odekirk,  Adam  C.  Olson, 
Judith  M.  Paller,  Jonathan  H.  Stephenson,  Rebecca  M.  Taylor, 
Roger  Terry,  Janet  Thomas,  Paul  VanDenBerghe,  Julie  Wardell, 
Kimberly  Webb,  Monica  Weeks 

Geschäftsführender  Leiter  Grafische  Gestaltung: 

M.  M.  Kawasaki 

Leiter  Grafische  Gestaltung:  J.  Scott  Knudsen, 
Scott  Van  Kampen 

Manager  Herstellung:  Jane  Ann  Peters 
Gestaltung  und  Produktion:  Fay  R  Andrus,  C.  Kimball  Bott, 
Howard  Brown,  Thomas  S.  Child,  Reginald  J.  Christensen, 
Brent  Christison,  Sharri  Cook,  Kerry  Lynn  C.  Herrin,  Kathleen 
Howard,  Denise  Kirby,  Tadd  R.  Peterson,  Randall  J.  Pixton, 
Mark  W.  Robison,  Brad  Teare,  Kari  A.  Todd,  Claudia  E.  Warner 

Manager  Marketing:  Larry  Hiller 
Leiter  Druck:  Kay  W.  Briggs 
Leiter  Vertrieb:  Kris  T  Christensen 

Verantwortlich  für  Lokalteil: 

Franchise  Schwendener, 
Langackerstr.  1 ,  CH-5043  Holziken,  Schweiz 
Telefon:  (Schweiz)  (0)62  721  53  89 
E-Mail:  schwendis@pop.agri.ch 

Vertrieb: 

Kirche  Jesu  Christi  der  Heiligen  der  Letzten  Tage 
Leserservice 

Steinmühlstr.  16,  61352  Bad  Homburg 
Tel.:  061  72-492  882;  Fax:  061  72-492  880 

Jahresabonnement: 

EUR  1 6,00;  CHF  32,00 

Bezahlung  erfolgt  an  die  Gemeinde  bzw.  den  Zweig 

oder  auf  eines  der  folgenden  Konten: 

D  Commerzbank  Frankfurt, 

Konto-Nr.  588645200,  BLZ  500  400  00 

A  Erste  Osterreichische  Spar-Casse-Bank 

Konto-Nr.  004-52602 

CH  Schweizerischer  Bankverein,  Birsfelden, 

Konto-Nr.  30-301,363.0 

Adressenänderung  bitte  einen  Monat  im  Voraus  melden. 

Manuskripte  und  Anfragen  bitte  an:  L/ahona,  Room  2420, 
50  East  North  Temple  Street,  Salt  Lake  City,  UT  84150-3220, 
USA;  oder  per  E-Mail  an:  cur-liahona-imag@ldschurch.org 

Der  Liahona  (ein  Begriff  aus  dem  Buch  Mormon,  der 
„Kompass"  oder  „Wegweiser"  bedeutet)  erscheint  auf 
Albanisch,  Armenisch,  Bulgarisch,  Cebuano,  Chinesisch, 
Dänisch,  Deutsch,  Englisch,  Estnisch,  Fidschi,  Finnisch, 
Französisch,  Haitisch,  Indonesisch,  Isländisch,  Italienisch, 
Japanisch,  Kambodschanisch,  Kiribati,  Koreanisch, 
Kroatisch,  Lettisch,  Litauisch,  Madagassisch,  Marshallesisch, 
Mongolisch,  Niederländisch,  Norwegisch,  Polnisch, 
Portugiesisch,  Rumänisch,  Russisch,  Samoanisch,  Schwedisch, 
Sinhala,  Slowenisch,  Spanisch,  Tagalog,  Tahitisch,  Tamil, 
Telugu,  Thai,  Tongaisch,  Tschechisch,  Ungarisch,  Ukrainisch, 
und  Vietnamesisch.  (Erscheinen  variiert  nach  Sprache.) 

©  2003  by  Intellectual  Reserve,  Inc.  Alle  Rechte 
vorbehalten.  Printed  in  the  United  States  of  America. 

For  Readers  in  the  United  States  and  Canada: 

July2003  Vol.  129  No.  7.  LIAHONA  (USPS  31 1-480) 
German  (ISSN  1  522-9203)  is  published  monthly  by  The 
Church  of  Jesus  Christ  of  Latter-day  Saints,  50  East  North 
Temple,  Salt  Lake  City,  UT  84150.  USA  subscription  price 
is  $  1 0.00  per  year;  Canada,  $  1  6.00  plus  applicable  taxes. 
Periodicals  Postage  Paid  at  Salt  Lake  City,  Utah,  and  at 
additional  mailing  offices.  Sixty  days'  notice  required  for 
change  of  address.  Include  address  label  from  a  recent 
issue;  old  and  new  address  musf  be  included.  Send  USA 
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Salt  Lake  City,  UT  84126-0368. 


LESERBRIEFE 


 1 — 


Haz  tu  lo  j  usto 


„TU,  WAS  IST  RECHT!" 

Ich  danke  Ihnen  für  Eider  Richard  G. 
Scotts  Artikel  „Tu,  was  ist  recht!"  in  der 
März-Ausgabe  2001  des  Liahona  (spanisch). 
Als  ich  erfuhr,  dass  meine  Tochter  und 
ein  Junge  -  beide  noch  sehr  jung  -  sich 
ineinander  verliebt  hatten,  war  ich 
ungehalten  und  machte  einige  unfaire 
Bemerkungen.  Doch  am  Abend  fragte  ich 
beim  Beten,  wie  ich  den  jungen  Leuten 
helfen  könnte.  Am  nächsten  Tag  las  ich  den 
Artikel  und  fand  darin  die  Antwort. 

Ich  sprach  mit  meiner  Tochter.  Wir 
weinten  beide,  als  ich  ihr  einige  Absätze  aus 
diesem  Artikel  vorlas.  Dann  unterhielt  ich 
mich  mit  dem  Jungen,  las  auch  ihm  einige 
Absätze  vor  und  bat  ihn,  mir  zu  verzeihen. 
Er  hatte  den  Liahona  auch  gelesen  und 
wusste,  dass  mein  Rat  nicht  nur  meine 
Meinung  widerspiegelte.  Ein  Apostel  hatte 
ihn  ausgesprochen.  Dieses  Erlebnis  schuf 
ein  Band  der  Eintracht  zwischen  uns 
dreien.  Ich  weiß  nicht,  was  ich  ohne  Eider 
Scotts  Rat  getan  hätte. 

Rosario  Colmenares, 
Gemeinde  Chorrillos, 
Pfahl  Chorrillos,  Lima,  Peru 

LEHREN  -  DIE  GRÖSSTE  BERUFUNG 

Vor  einiger  Zeit  besuchte  ich  einen 
Freund,  der  einer  anderen  Kirche  angehört. 
Ich  habe  mich  schon  oft  mit  ihm  über 
unsere  Kirche  unterhalten,  aber  er  hat  kein 
Interesse.  Deshalb  war  ich  überrascht,  als  er 
mir  erzählte,  er  lese  gerade  ein  Handbuch 
mit  dem  Titel  Lehren  -  die  größte  Berufung 


-  Nachschlagewerk  für  die  Unterweisung 
im  Evangelium.  Der  Inhalt  faszinierte  ihn. 
Ich  fragte  ihn,  woher  er  das  Handbuch 
habe,  denn  obwohl  ich  Mitglied  der  Kirche 
bin  und  sogar  Führungsaufgaben  innehabe, 
hatte  ich  das  Buch  selbst  noch  nicht.  Er  gab 
zur  Antwort,  er  habe  es  von  seinem  Neffen 
bekommen,  der  es  wiederum  von  jemand 
anderem  erhalten  habe. 

Ich  bin  dem  himmlischen  Vater  sehr 
dankbar  für  die  heiligen  Schriften  und  alle 
Veröffentlichungen  der  Kirche.  Sie  sind 
nicht  nur  den  Heiligen  der  Letzten  Tage 
eine  Hilfe,  sondern  der  ganzen  Welt. 

Felipe  Urbina, 
Zweig  Rüben  Dario, 
Distrikt  Rüben  Dario, 
Managua,  Nicaragua 

PRÄSIDENT  HINCKLEYS  RAT  IST  JUNGEN 
MENSCHEN  EINE  HILFE 

Ich  bin  16  Jahre  alt.  Heute  habe  ich  eine 
Ausgabe  des  Liahona  (spanisch)  gelesen, 
die  mir  jemand  geliehen  hatte.  Dadurch 
wurde  mir  klar,  wie  sehr  mir  der  Rat  des 
Propheten  hilft.  Ich  weiß,  dass  die  Kirche 
wahr  ist,  aber  meine  Eltern  wollen  nicht, 
dass  ich  mich  taufen  lasse.  Also  helfe  ich 
schon  seit  anderthalb  Jahren  bei  der  Mis- 
sionsarbeit und  gehe  zur  Kirche. 

Es  ist  gut  zu  wissen,  dass  es  einen  Pro- 
pheten gibt,  der  mit  Gott  spricht  und  uns 
seinen  Willen  offenbart.  Ich  habe  ihn  schon 
mehrmals  auf  der  Generalkonferenz  und 
bei  Satellitenübertragungen  gesehen,  wo  er 
die  jungen  Menschen  aufgefordert  hat,  rein 
zu  sein  und  anderen  ein  gutes  Beispiel  zu 
geben.  Diesen  Rat  befolge  ich  und  kann 
so  meinen  Klassenkameraden  bewusst 
machen,  dass  die  Lehren  der  Kirche  wahr 
sind  und  jedem  helfen,  der  sie  anwendet. 

Mateo  Pereyra, 

Gemeinde  Alto  Alberdi, 

Pfahl  Cördoba,  Argentinien  West 


LIAHONA  JULI  2003 


1" 


II  * 


BOTSCHAFT  VON   DER   ERSTEN  PRÄSIDENTSCHAFT 


Eing^pThe, 
die  Bestand  hat 


PRÄSIDENT  GORDON  B.  HINCKLEY 

Zu  Beginn  möchte  ich  zwei  Erlebnisse 
erzählen.  Die  erste  Geschichte  trug 
sich  vor  vielen  Jahren  zu,  als  ich  den 
neuen  Washington-D.C. -Tempel  besuchte. 
Damals  waren  auch  einige  Reporter 
anwesend.  Das  schöne  Gebäude,  das  so  ganz 
anders  war  als  andere  Kirchen  -  was  das  Kon- 
zept, den  Zweck  und  die  Leute  betraf,  die 
seine  heiligen  Räume  betreten  durften  -, 
machte  sie  neugierig. 

Ich  erklärte,  dass  nur  Mitglieder  der  Kirche 
in  gutem  Stand  das  Gebäude  nach  seiner 
Weihung  zum  Haus  des  Herrn  betreten 
dürften,  dass  es  aber  vor  der  Weihung  für 
einen  Zeitraum  von  einem  Monat  bis  zu 
sechs  Wochen  für  Besucher  zugänglich  sei, 
die  dann  das  ganze  Gebäude  besichtigen 
könnten.  Es  ginge  uns  nicht  darum,  das 
Gebäude  vor  der  Welt  zu  verbergen,  sondern 
es  sei  uns  nach  der  Weihung  eben  so  heilig, 
dass  man  es  nur  betreten  dürfe,  wenn  man 
ein  reines  Leben  führe  und  sich  strikt  an  die 
Maßstäbe  der  Kirche  hielte. 

Wir  sprachen  darüber,  warum  Tempel 
gebaut  werden.  Ich  erklärte  den  Zweck  des 
Tempels  und  wies  besonders  auf  den  einen 
Grund  hin,  der  alle  Männer  und  Frauen 
betrifft,  die  sich  um  ihr  Leben  Gedanken 
machen,  nämlich  die  Ehe  für  die  Ewigkeit. 
Dabei  fiel  mir  ein  Erlebnis  aus  der  Zeit  vor 
der  Weihung  des  London-Tempels  in  England 
ein,  als  dieser  1958  der  Öffentlichkeit  zugäng- 
lich war. 


Ein  junges  Paar  in  England 

Damals  standen  tausende  neugierige,  aber 
dennoch  ernsthafte  Menschen  Schlange,  um 
das  Gebäude  besichtigen  zu  dürfen.  Ein 
Polizist,  der  den  Verkehr  regelte,  meinte,  er 
erlebe  es  zum  ersten  Mal,  dass  die  Engländer 
so  eifrig  darauf  bedacht  seien,  in  eine  Kirche 
zu  gehen. 

Wer  das  Gebäude  besichtigte,  wurde 
gebeten,  von  Fragen  abzusehen,  bis  der  Rund- 
gang beendet  war.  Abends  beantwortete  ich 
dann  zusammen  mit  den  Missionaren  die 
Fragen  der  Besucher.  Als  ich  einmal  ein  junges 
Paar  die  Eingangstreppe  hinuntergehen  sah, 
fragte  ich  sie,  ob  ich  ihnen  irgendwie  helfen 
könne.  Die  junge  Frau  antwortete:  „Ja.  Was 
hat  es  mit  dieser  ,Ehe  für  die  Ewigkeit'  auf 
sich,  die  in  einem  der  Räume  angesprochen 
wurde?"  Wir  setzten  uns  auf  eine  Bank  unter 
einer  uralten  Eiche  in  der  Nähe  des  Tores.  Der 
Ehering  am  Finger  der  jungen  Frau  zeigte  mir, 
dass  sie  verheiratet  waren,  und  die  Art  und 
Weise,  wie  die  Frau  die  Hand  ihres  Mannes 
festhielt,  ließ  darauf  schließen,  dass  sie 
einander  große  Zuneigung  entgegenbrachten. 

„Jetzt  zu  Ihrer  Frage",  sagte  ich.  „Ich 
nehme  an,  Sie  sind  von  einem  Geistlichen 
getraut  worden?" 

„Ja",  gab  sie  zur  Antwort.  ,Vor  drei 
Monaten  erst." 

„Ist  Ihnen  aufgefallen,  dass  der  Geistliche 
auch  gleichzeitig  Ihre  Trennung  verkündete, 
als  er  erklärte,  sie  seien  nun  Mann  und  Frau?" 


Unser  aller  Vater,  der 
seine  Kinder  liebt 
und  das  Beste  für  sie 
möchte,  hat  dafür 
gesorgt,  dass  die 
heiligste  und  edelste 
Verbindung  zwischen 
den  Menschen, 
nämlich  die  Ehe  und 
die  Familie,  unter 
den  entsprechenden 
Voraussetzungen 
weiterhin  Bestand 
hat. 


LIAHONA  JÜLI  2003 


3 


,Wie  meinen  Sie  das?",  fragte  sie  gleich  zurück. 
„Sie  glauben  doch  daran,  dass  das  Leben  ewig  ist,  nicht 
wahr?" 

„Natürlich",  erwiderte  sie. 

Ich  fuhr  fort.  „Können  Sie  sich  ewiges  Leben  ohne 
ewige  Liebe  vorstellen?  Kann  sich  einer  von  Ihnen  beiden 
vorstellen,  in  der  Ewigkeit  ohne  den  anderen  glücklich  zu 
sein?" 

„Natürlich  nicht",  lautete  die  Antwort. 

,Was  aber  hat  der  Geistliche  bei  Ihrer  Trauung  gesagt? 
Wenn  ich  den  Wortlaut  richtig  in  Erinnerung  habe,  sagte  er 
unter  anderem  ,in  Krankheit  und  Gesundheit,  in  Reichtum 
und  Armut,  in  guten  und  in  schlechten  Zeiten,  bis  der  Tod 
euch  scheidet'.  Er  ging  so  weit,  wie  seine  Vollmacht  es 
zuließ,  nämlich  bis  der  Tod  Sie  scheidet.  Ja,  ich  glaube 
sogar,  wenn  Sie  ihn  diesbezüglich  befragen  würden,  würde 
er  entschieden  abstreiten,  dass  die  Ehe  und  die  Familie 
über  das  Grab  hinaus  Bestand  haben. 

Aber",  fuhr  ich  fort,  „unser  aller  Vater,  der  seine  Kinder 
liebt  und  das  Beste  für  sie  möchte,  hat  dafür  gesorgt,  dass 
die  heiligste  und  edelste  Verbindung  zwischen  den 
Menschen,  nämlich  die  Ehe  und  die  Familie,  unter  den 
entsprechenden  Voraussetzungen  weiterhin  Bestand  hat. 

In  einem  wichtigen,  bewegenden  Gespräch  zwischen 
dem  Erretter  und  seinen  Aposteln  sagte  Petrus:  ,Du  bist 
der  Messias,  der  Sohn  des  lebendigen  Gottes!'  Darauf 
sprach  der  Herr:  .Selig  bist  du,  Simon  Barjona;  denn  nicht 
Fleisch  und  Blut  haben  dir  das  offenbart,  sondern  mein 
Vater  im  Himmel'  Dann  erklärte  der  Herr  dem  Petrus  und 
seinen  übrigen  Jüngern:  ,Ich  werde  dir  die  Schlüssel  des 
Himmelreichs  geben;  was  du  auf  Erden  binden  wirst,  das 
wird  auch  im  Himmel  gebunden  sein,  und  was  du  auf 
Erden  lösen  wirst,  das  wird  auch  im  Himmel  gelöst  sein.' 
(Siehe  Matthäus  16:13-19.) 

Als  der  Herr  seinen  Aposteln  Vollmacht  übertrug,  gab  er 
ihnen  auch  die  Schlüssel  des  heiligen  Pries tertums,  dessen 
Macht  das  Leben  und  den  Tod  überdauert  und  bis  in  die 
Ewigkeit  hineinreicht.  Dieselbe  Vollmacht  ist  von  eben 
diesen  Aposteln,  die  sie  in  alter  Zeit  innehatten,  zur  Erde 
zurückgebracht  worden,  nämlich  von  Petrus,  Jakobus  und 
Johannes."  Ich  erklärte  weiter,  dass  dieselben  Schlüssel 
nach  der  Weihung  des  Tempels  am  kommenden  Sonntag 
zum  Nutzen  der  Männer  und  Frauen  Anwendung  finden 
würden,  die  in  dieses  heilige  Haus  kämen,  um  ihre  Ehe 
siegeln  zu  lassen.  Sie  werden  durch  einen  Bund  vereint, 


den  der  Tod  nicht  lösen  und  den  die  Zeit  nicht  aufheben 
kann. 

So  gab  ich  dem  jungen  Paar  in  England  Zeugnis.  So 
gebe  ich  Ihnen  und  der  ganzen  Welt  heute  Zeugnis.  Der 
himmlische  Vater,  der  seine  Kinder  liebt,  wünscht  sich  für 
sie  alles,  was  ihnen  jetzt  und  in  der  kommenden  Ewigkeit 
Glück  schenkt,  und  es  gibt  kein  größeres  Glück  als  das 
Glück,  das  in  der  wichtigsten  zwischenmenschlichen 
Beziehung  überhaupt  zu  finden  ist  -  der  Gemeinschaft 
von  Mann  und  Frau  und  von  Eltern  und  Kindern. 

„Ist  die  Liebe  wie  eine  Rose?" 

Vor  vielen  Jahren  wurde  ich  ins  Krankenhaus  an  das 
Bett  einer  Mutter  gerufen,  die  sich  im  letzten  Stadium 
einer  tödlichen  Krankheit  befand.  Kurz  darauf  starb  sie 
und  hinterließ  ihren  Mann  und  vier  Kinder,  von  denen  das 
jüngste,  ein  Junge,  erst  sechs  Jahre  alt  war.  Es  herrschte 
Trauer  -  tiefe,  schmerzliche  Trauer.  Doch  hinter  den 
Tränen  glänzten  der  Glaube  und  die  Gewissheit,  dass  es 
eines  Tages  -  so  gewiss  wie  die  schmerzliche  Trennung  - 
ein  freudiges  Wiedersehen  geben  würde,  denn  die  Ehe 
hatte  ihren  Anfang  mit  der  Siegelung  für  Zeit  und  Ewigkeit 
im  Haus  des  Herrn  genommen,  unter  der  Vollmacht  des 
heiligen  Priestertums. 

Jeder  Mann,  der  eine  Frau  wahrhaft  liebt,  und  jede  Frau, 
die  einen  Mann  wahrhaft  liebt,  erhofft  und  erträumt  sich, 
dass  ihre  Verbindung  für  immer  Bestand  hat.  Doch  die  Ehe 
ist  ein  Bund,  der  nur  von  jemandem  geschlossen  werden 
kann,  der  die  Vollmacht  dazu  besitzt.  Wenn  sie  nur  mit  der 
Vollmacht  des  Staates  geschlossen  wird,  währt  sie  auch  nur 
so  lange,  wie  die  Jurisdiktion  des  Staates  währt,  und  diese 
Jurisdiktion  ist  mit  dem  Tod  zu  Ende.  Doch  wenn  man  der 
Vollmacht  des  Staates  noch  die  Kraft  der  Begabung  hinzu- 
fügt, die  uns  derjenige  schenkt,  der  den  Tod  überwunden 
hat,  dann  überdauert  diese  Beziehung  das  irdische  Leben, 
sofern  beide  Ehepartner  so  leben,  dass  sie  dieser  Ver- 
heißung würdig  sind. 

Als  ich  noch  viel  jünger  und  längst  nicht  so  gebrechlich 
war,  tanzten  wir  zu  einem  Lied,  dessen  Text  etwa 
folgendermaßen  lautete: 

Ist  die  Liebe  wie  eine  Rose, 
die  erblüht  und  wächst, 
dann  verblüht  und  verwelkt, 
wenn  der  Sommer  vorüber  ist? 


4 


Das  war  zwar  nur  ein  Tanzlied,  doch  diese 
Frage  haben  sich  Männer  und  Frauen,  die 
einander  liebten  und  ihren  Blick  über  das 
Heute  hinaus  auf  die  Ewigkeit  richteten, 
schon  viele  Jahrhunderte  hindurch  gestellt. 

Diese  Frage  beantworten  wir  mit  einem 
Nein  und  bekräftigen,  dass  die  Liebe  und  die 
Ehe  gemäß  dem  vom  Herrn  offenbarten  Plan 
nicht  wie  die  Rose  sind,  die  verblüht,  wenn 
der  Sommer  vorüber  ist.  Sie  sind  vielmehr 
ewig,  so  gewiss,  wie  auch  der  Gott  des 
Himmels  ewig  ist. 

Doch  diese  Gabe,  die  kostbarer  ist  als  alle 
anderen,  erlangen  wir  nur,  wenn  wir  den 
Preis  dafür  zahlen  -  mit  Selbstdisziplin,  mit 
Tugend,  mit  dem  Befolgen  der  Gebote 
Gottes.  Das  mag  schwierig  sein,  aber  es  ist 
möglich,  denn  den  Ansporn  dazu  findet  man, 
wenn  man  die  Wahrheit  versteht. 

Zeugnisse 

Präsident  Brigham  Young  (1801-1877)  hat 
einmal  gesagt:  „Es  gibt  in  unserem 
Gemeinwesen  keinen  einzigen  jungen  Mann, 
der  nicht  bereitwillig  von  hier  nach  England 
reisen  würde,  um  auf  die  rechte  Weise  zu  hei- 
raten, wenn  er  nur  alles  so  verstände,  wie  es 
ist.  Keine  junge  Frau  in  unserem 
Gemeinwesen,  die  das  Evangelium  liebt  und 
sich  seine  Segnungen  wünscht,  würde  auf 
eine  andere  Weise  heiraten."1 

Viele  sind  so  weit  und  sogar  noch  weiter 
gereist,  um  in  den  Genuss  der  Segnungen 
der  Tempelehe  zu  kommen.  Ich  habe  eine 
Gruppe  von  Heiligen  der  Letzten  Tage  aus 
Japan  gesehen,  die  -  vor  dem  Bau  eines 
Tempels  in  ihrer  Heimat  -  gehungert  haben, 
um  sich  die  lange  Reise  zum  Laie-Tempel  auf 
Hawaii  zu  ermöglichen.  Ehe  in  Johannesburg 
ein  Tempel  gebaut  wurde,  gab  es  Mitglieder, 
die  auf  vieles  verzichteten,  was  sie  dringend 
gebraucht  hätten,  um  sich  den  elftausend 
Kilometer  langen  Flug  von 
Südafrika  zum  Tempel  in 


leisten  zu  können.  In  ihren  Augen  leuchtete 
ein  Licht  und  sie  hatten  ein  Lächeln  auf  den 
Lippen  und  gaben  Zeugnis,  dass  dieses 
Erlebnis  unendlich  mehr  wert  war  als  alles, 
was  es  gekostet  hatte. 

Ich  weiß  noch,  wie  ich  vor  vielen  Jahren 
einen  Mann  aus  einer  abgelegenen  Gegend 
in  Australien  in  Neuseeland  Zeugnis  geben 
hörte.  Er  war  von  einem  Standesbeamten 
getraut  worden  und  hatte  sich  dann 
zusammen  mit  seiner  Frau  und  seinen 
Kindern  der  Kirche  angeschlossen.  Sie 
hatten  den  langen  Weg  quer  über  das  weite 
Land  und  die  Überfahrt  über  die  Tasmansee 
bis  nach  Auckland  und  von  dort  weiter  zum 
Tempel  im  schönen  Waikatotal  auf  sich 
genommen.  Wenn  ich  mich  recht  erinnere, 
sagte  er:  ,Wir  konnten  uns  die  Reise  nicht 
leisten.  Unser  irdischer  Besitz  bestand  aus 
einem  alten  Auto,  unseren  Möbeln  und 


D 


ie  Liebe  und 
die  Ehe  sind 
gemäß  dem 
vom  Herrn  offen- 
barten Plan  nicht 
wie  die  Rose,  die 
verblüht,  wenn  der 
Sommer  vorüber  ist. 
Sie  sind  vielmehr 
ewig.  Doch  diese 
Gabe  erlangen  wir 
nur,  wenn  wir  den 
Preis  dafür  zahlen  - 
mit  Selbstdisziplin, 
mit  Tugend,  mit 
dem  Befolgen  der 
Gebote  Gottes. 


Stellen  Sie 
sich  vor,  dass 
Johnny  zu  Mary 
sagt:  „Mary,  ich  liebe 
dich.  Ich  möchte, 
dass  du  meine 
Frau  und  die  Mutter 
unserer  Kinder  wirst. 
Aber  ich  will  weder 
dich  noch  die  Kinder 
für  die  Ewigkeit. " 
Das  hört  sich  töricht 
an,  nicht  wahr? 


unserem  Geschirr.  Ich  sagte  zu  meiner 
Familie:  ,Wir  können  uns  die  Reise  nicht 
leisten.'  Dann  schaute  ich  meine  liebe  Frau 
und  unsere  süßen  Kinder  an  und  sagte:  Wir 
können  es  uns  nicht  leisten,  die  Reise  nicht 
zu  machen.  Wenn  der  Herr  mir  Kraft  gibt, 
kann  ich  arbeiten  und  genug  verdienen,  um 
ein  neues  Auto  und  neue  Möbel  und 
Geschirr  zu  kaufen,  aber  wenn  ich  meine 
Lieben  verlöre,  wäre  ich  wirklich  arm  - 
sowohl  hier  auf  der  Erde  als  auch  in  der 
Ewigkeit.'" 


Heiratet  recht  und  lebt  recht 

Wie  kurzsichtig  sind  doch  so  viele  von  uns. 
Sie  denken  nur  an  das  Heute  und  vergessen 
darüber  das  Morgen.  Doch  das  Morgen  kommt 
gewiss,  genauso  wie  der  Tod  und  die  Trennung. 
Wie  süß  ist  doch  die  Gewissheit,  wie  tröstlich 
ist  doch  der  Friede,  den  uns  das  Wissen  darum 
schenkt,  dass  unsere  Ehe,  sofern  wir  recht 
heiraten  und  recht  leben,  weiter  besteht, 
ungeachtet  dessen,  dass  der  Tod  kommt  und 
die  Zeit  vergeht.  Der  Mensch  schreibt  vielleicht 
Liebeslieder  und  trägt  sie  vor.  Er  sehnt  sich,  er 


6 


hofft  und  träumt.  Doch  all  das  bleibt  nur  romantisches 
Sehnen,  wenn  die  Vollmacht,  die  die  Kraft  der  Zeit  und  des 
Todes  übersteigt,  nicht  zur  Anwendung  kommt. 

Präsident  Joseph  F.  Smith  (1838-1918)  hat  vor  vielen 
Jahren  einmal  gesagt:  „Das  Haus  des  Herrn  ist  ein  Haus 
der  Ordnung  und  nicht  ein  Haus  der  Verwirrung;  und  das 
bedeutet, ...  dass  eine  Verbindung  nicht  außerhalb  des 
Gesetzes  Gottes  und  der  Ordnung  dieses  Hauses  für  Zeit 
und  Ewigkeit  vollendet  werden  kann.  Der  Mensch  sehnt 
sich  danach,  er  nimmt  die  äußere  Form  dafür  hier  auf  der 
Erde  auf  sich,  doch  das  alles  hat  keinen  Bestand,  wenn  die 
Eheschließung  nicht  mit  der  Vollmacht  Gottes  im  Namen 
des  Vaters  und  des  Sohnes  und  des  Heiligen  Geistes  voll- 
zogen und  in  Kraft  gesetzt  wird."2 

Zum  Schluss  möchte  ich  Ihnen  noch  eine  Geschichte 
erzählen.  Es  handelt  sich  zwar  nicht  um  eine  tatsächliche 
Begebenheit,  aber  sie  könnte  wahr  sein.  Stellen  Sie  sich 
zwei  junge  Leute  vor.  Am  Himmel  steht  der  volle  Mond 
und  die  Rosen  blühen.  Zwischen  den  beiden  ist  eine  zarte 
Liebe  erblüht.  Johnny  sagt  zu  Mary:  „Mary,  ich  liebe  dich. 
Ich  möchte,  dass  du  meine  Frau  und  die  Mutter  unserer 
Kinder  wirst.  Aber  ich  will  weder  dich  noch  die  Kinder  für 
die  Ewigkeit.  Nur  für  eine  begrenzte  Zeit,  und  dann  heißt 
es  Abschied  nehmen."  Und  sie  schaut  ihn  unter  Tränen  an, 
während  sich  das  Mondlicht  in  ihren  Augen  spiegelt,  und 
sagt:  „Johnny,  du  bist  wundervoll.  Es  gibt  niemanden  auf 
der  ganzen  Welt,  der  so  ist  wie  du.  Ich  liebe  dich  und 
möchte,  dass  du  mein  Mann  und  der  Vater  unserer  Kinder 
wirst.  Aber  nur  für  eine  begrenzte  Zeit,  und  dann  heißt  es 
Abschied  nehmen." 

Das  hört  sich  töricht  an,  nicht  wahr?  Aber  ist  das  im 
Grunde  nicht  das,  was  ein  Mann  zu  einer  Frau  und  eine 
Frau  zu  einem  Mann  sagt,  wenn  er  ihr  einen  Heiratsantrag 
macht  und  die  beiden  auf  die  Möglichkeit  verzichten, 
unter  dem  „neuen  und  immerwährenden  Bund"  (LuB 
132:19)  eine  ewige  Verbindung  einzugehen,  sondern  sich 
lieber  für  eine  Zeremonie  entscheiden,  die  nur  so  lange 
gilt,  bis  der  Tod  kommt? 

Ewiges  Leben 

Das  Leben  ist  ewig.  Der  Gott  des  Himmels  hat  auch  die 
ewige  Liebe  und  die  ewige  Familie  möglich  gemacht. 

Möge  Gott  Sie  segnen,  während  Sie  sich  auf  die  Ehe 
freuen  bzw.  über  Ihre  Ehe  nachdenken,  damit  Sie  nicht  nur 
hier  auf  der  Erde  auf  eine  lohnenswerte  Verbindung  und  ein 


reiches,  fruchtbringendes  Familienleben  bedacht  sind, 
sondern  sich  auf  eine  noch  viel  schönere  Zeit  freuen 
können,  wo  die  Liebe  und  lieb  gewordene  Verbindungen 
gemäß  der  von  Gott  gegebenen  Verheißung  weiterbestehen. 

Ich  bezeuge,  dass  der  Herr  Jesus  Christus  wirklich  lebt 
und  dass  diese  Vollmacht  von  ihm  kommt.  Ich  bezeuge, 
dass  seine  Macht  und  sein  Priestertum  unter  uns  sind  und 
in  seinem  heiligen  Haus  Anwendung  finden.  Verwerfen 
Sie  nicht  das,  was  der  Herr  uns  schenken  will.  Leben  Sie 
würdig  und  haben  Sie  daran  Anteil;  lassen  Sie  Ihre  Ehe  von 
der  heilig  machenden  Kraft  seines  heiligen  Priestertums 
siegeln.  ■ 

ANMERKUNGEN 

1.  Lehren  der  Präsidenten  der  Kirche:  Brigham  Young,  Seite  164. 

2.  Gospel  Doctrine,  5.  Auflage,  1939,  Seite  272. 


FÜR  DIE  HEIMLEHRER 

Bereiten  Sie  sich  gebeterfüllt  vor  und  präsentieren  Sie  dann 
diese  Botschaft  anhand  einer  Unterrichtsmethode,  bei  der  Ihre 
Zuhörer  einbezogen  werden.  Im  Folgenden  finden  Sie  einige 
Beispiele  dazu: 

1.  Fragen  Sie  die  Familie,  ob  jemand  schon  einmal  einem 
Nachbarn  oder  einem  Freund  die  ewige  Ehe  erklären  musste. 
Fragen  Sie  sie,  was  sie  sagen  würden,  wenn  das  der  Fall  wäre. 
Lesen  Sie  gemeinsam,  was  Präsident  Hinckley  dem  jungen 
Paar  in  England  erklärt  hat.  Bilden  Sie  dann  zwei  Gruppen,  die 
einander  zur  Übung  gegenseitig  die  ewige  Ehe  erklären. 

2.  Zeigen  Sie  der  Familie  eine  Rose  oder  eine  andere  Blume. 
Fragen  Sie,  inwiefern  man  die  Liebe  mit  einer  Blume  vergleichen 
bzw.  nicht  vergleichen  kann.  Lesen  Sie  gemeinsam  den 
Abschnitt  ,„lst  die  Liebe  wie  eine  Rose?'"  Geben  Sie  Zeugnis, 
dass  der  Plan  des  Herrn  vorsieht,  dass  die  Liebe  und  die  Ehe 
für  die  Ewigkeit  Bestand  haben  sollen. 

3.  Wenn  Sie  es  für  angebracht  halten,  können  Sie  darüber 
sprechen,  was  jemand  aus  der  Familie  bei  seinem  Heiratsantrag 
gesagt  hat  bzw.  sagen  könnte.  Lesen  Sie  dann  die  letzten  fünf 
Absätze  aus  Präsident  Hinckleys  Artikel  vor.  Fordern  Sie  die 
Familie  auf,  der  ewigen  Ehe  und  der  Familie  höchste  Priorität 
einzuräumen  -  und  zwar  unabhängig  von  den  derzeitigen 
Gegebenheiten. 


LIAHONA  JULI  2003 


7 


Momente  der  Geschichte  - 
Spektren  des 

TT      •  "I  . 

Lichts 


w: 


"ährend  des  Winters 
1846/47  wohnten  etwa 
dreieinh  albtausend 
Heilige  der  Letzten  Tage  in  Block- 
hütten oder  Erdhöhlen  in  Winter 
Quarters,  einer  Siedlung  im  India- 
nerterritorium am  Westufer  des 
Missouri.  Weitere  zweieinhalb- 
tausend Mitglieder  lagerten  am 
anderen  Flussufer  in  Iowa.  Alle 
warteten  auf  den  Frühling,  wo  der  Treck  nach  Westen  wei- 
tergehen sollte. 

Das  war  ein  leidvoller  Winter  für  die  Mitglieder,  denn  sie 
waren  schon  vom  anstrengenden  Treck  durch  das  schlammige 
Iowa  erschöpft.  Es  gab  kaum  etwas  zu  essen;  die  Vorräte 
waren  fast  aufgebraucht.  Die  meisten  Unterkünfte  waren 
unzulänglich.  Weil  es  kaum  frisches  Gemüse  gab,  litten  viele 
an  Skorbut.  Außerdem  waren  fünfhundert  Männer  mit  dem 
Mormonenbataillon  unterwegs,  sodass  viele  Frauen  allein  für 
ihre  Familie  sorgen  mussten. 


Oben:  Der  Winter-Quarters-Nebraska-Tempel.  Rechts:  Der  Baum 
des  Lebens  im  celestialen  Raum. 


i 


t 


Rechts:  Der  hier  dar- 
gestellte Wegmesser 
der  Pioniere  gehört  zu 
den  zwölf  Pionier- 
szenen, die  in  den 
Glasfenstern  des 
Wartebereichs  im  ersten 
Stock  dargestellt 
werden  (unten). 


leuchtendem  Buntglas.  Die  obersten  drei 
Platten  stellen  den  Himmel  dar  (siehe 
Seite  11).  Auf  jeder  Platte  ist  ein  Kompass 
abgebildet.  In  der  Mitte  dieses  Kompasses 
sind  der  Mond  und  die  Sterne  zu  sehen  - 
als  Symbol  für  das  telestiale  und  das  ter- 
restriale  Reich.  Die  hellen  Strahlen  der 
Sonne  bilden  den  äußeren  Ring  des  Kom- 
passes -  als  Symbol  für  das  celestiale 
Reich.  Die  unteren  drei  Glasplatten 
stellen  einen  Fluss,  sanfte  Hügel  und 
Wildblumen  dar. 

Alle  sechs  Glasplatten  haben  einen  Rand, 
der  aus  Rechtecken  und  Diamantformen 
besteht.  Die  Rechtecke  sind  den  Baum- 
stämmen nachempfunden,  aus  denen  die 
Blockhütten  errichtet  wurden;  sie  sollen  an 
die  Pioniere  erinnern,  die  Winter  Quarters 
gebaut  haben.  Die  Diamantformen  erinnern 
an  die  Kunstgegenstände  der  Omahas,  eines 


■MI 

II; 


Inn! 


12 


Rechts  oben:  Detail  des 
Olivenzweigfensters. 
Rechts  unten:  Detail 
des  Glasfensters 
mit  Goldrute, 
Mormonentulpe  und 
anderen  Blumen,  die 
den  Weg  der  Pioniere 
säumten.  Ganz  rechts: 
Das  Taufbecken  des 
Tempels. 


s 


Indianerstammes,  auf  dessen  Land  Winter 
Quarters  errichtet  wurde. 

Die  Glasfenster  des  Tempels  stellen 
den  „wahren  Weinstock"  (siehe  Johannes 
15:1)  und  das  „lebendige  Wasser"  dar 
(siehe  Johannes  4:10).  Und  das  ist  auch 
richtig  so.  Dieser  Tempel  ist  ein  Haus  des 
Herrn,  wo  die  Heiligen  der  Letzten  Tage 
ewige  Bündnisse  schließen.  Wir  kommen 
zu  Christus  (siehe  Moroni  10:30),  denn  er 
ist  „das  Leben  und  das  Licht  der  Welt" 
(LuB  11:28). 

Im  Winter-Quarters-Tempel,  der  an  dieser 
historischen  Stätte  errichtet  wurde  und 
dessen  Buntglasfenster  symbolische  Darstel- 
lungen zieren,  verehren  wir  den  Hrretter  - 
umgeben  von  Momenten  der  Geschichte 
und  Spektren  des  Lichts.  ■ 

ANMERKUNG 

1  Tagebücher  von  Wilfortl  Woodruff,  17.-21.  November 
1846,  Archiv  des  Family  and  Church  I  listory 
Department. 


fr 

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Der 


Das  spannende 
globale  Wachstum  der 
Kirche  richtet  unser 
Augenmerk  auf  die 
prophezeite  herrliche 
Zukunft  des  Gottes- 
reiches. Doch  so  wie 
wir  voller  Optimismus 
in  die  Zukunft 
schauen,  so  sollten  wir 
auch  innehalten  und 
uns  an  den  Glauben 
der  demütigen 
Pioniere  vor  uns 
zurückerinnern. 


UJL  \jL 


Wir  können  alle  im 
Gottesreich  dienen. 

ELDER  JOSEPH  B.  WIRTHLIN 

vom  Kollegium  der  Zwölf  Apostel 

1846  verließen  mehr  als  zehntausend 
Menschen  die  blühende  Stadt  Nauvoo,  die 
sie  am  Ufer  des  Mississippi  erbaut  hatten.  Im 
Glauben  an  prophetische  Führer  zogen  die 
damaligen  Mitglieder  aus  ihrer  „schönen 
Stadt"  fort  und  machten  sich  auf  den  Weg  in 
die  Wildnis  des  amerikanischen  Grenz- 
landes. Sie  wussten  nicht  genau,  wohin  der 
Weg  sie  führen  würde,  und  auch  nicht,  wie 
viele  Kilometer  vor  ihnen  lagen,  wie  lange 
die  Reise  dauern  würde  oder  was  die 
Zukunft  für  sie  bereithielt.  Sie  wussten  aber: 
Der  Herr  und  seine  Knechte  führten  sie.  Ihr 
Glaube  hielt  sie  aufrecht.  Sie  hofften  „auf 
etwas,  was  man  nicht  sieht,  was  aber  doch 
wahr  ist"  (Alma  32:21).  So  wie  Nephi  in  alter 
Zeit  wurden  sie  vom  Geist  geführt  und 
wussten  nicht  im  Voraus,  was  sie  tun  sollten 
(siehe  1  Nephi  4:6). 

Die  Furcht  vor  neuen  Angriffen  des  Pöbels, 
die  den  Propheten  Joseph  Smith  und  seinen 
Bruder  Hyrum  am  27.  Juni  1844  das  Leben 
gekostet  hatten,  zwangen  Brigham  Young, 
der  als  Präsident  des  Kollegiums  der  Zwölf 
Apostel  die  Kirche  führte,  im  September  1845 
zu  verkünden,  dass  die  Mitglieder  Nauvoo  im 
Frühjahr  1846  verlassen  würden.  Die  meisten 
Mitglieder  in  Nauvoo  waren  vollständig  davon 
überzeugt,  dass  Brigham  Youngs  Auf- 
forderung, Nauvoo  zu  verlassen,  den  Willen 


des  Herrn  widerspiegelte.  So  folgten  sie  der 
Weisung  des  Herrn  voll  Glauben.  Während 
der  Herbst-  und  Wintermonate  1845/46 
bereiteten  sich  die  Mitglieder  tat- 
kräftig auf  die  Abreise  vor. 

Als  Newel  Knight  seiner  Frau  Lydia 
sagte,  dass  die  Mitglieder  Nauvoo  ver- 
lassen und  wieder  einmal  wei- 
terziehen müssten,  sagte  sie  mit 
unerschütterlichem  Glauben: 
„Tja,  dann  gibt  es  nichts  weiter 
zu  diskutieren.  Wir  gehören 
dahin,  wo  das  Reich  Gottes  ist. 
Gehen  wir  also  sofort  daran,  unsere 
Abreise  vorzubereiten!"1  Bruder 
Knight  war  mit  seiner  Familie  bereits 
mehrmals  mitgegangen,  als  viele  Mit- 
glieder von  New  York  nach  Ohio, 
dann  nach  Missouri  und  schließlich 
nach  Illinois  gezogen  waren.  Lydia  Knight 
ist  mit  ihrer  Bereitwilligkeit,  sich  dem  zu 
unterwerfen,  was  sie  als  Willen  Gottes 
erkannt  hatte,  ein  eindrucksvolles  Beispiel 
für  den  Glauben  dieser  heldenmütigen 
ersten  Mitglieder. 

Die  „schöne  Stadt"  verlassen 

Die  Furcht  vor  neuen  Angriffen  des  Pöbels 
und  Gerüchte  über  eine  bevorstehende 
Intervention  seitens  der  Regierung  zwangen 
Präsident  Young  trotz  des  strengen  Winters 
dazu,  alles  daranzusetzen,  dass  die  Heiligen 
fortzogen.  Er  wies  den  ersten  Trupp  Pionier- 
familien an,  Nauvoo  am  4.  Februar  1846, 
einem  kalten  Wintertag,  zu  verlassen.  Sie 
fuhren  mit  ihren  beladenen  Wagen  und  dem 


16 


Wi 


'ir  sind 
gesegnet, 
weil  wir 
die  Fülle  des 
wiederhergestellten 
Evangeliums 
kennen,  und  wir 
schulden  daher 
denen  Dank,  die 
uns  vorangegangen 
sind  und  so  viel 
dazu  beigetragen 
haben,  dass  das 
Reich  zu  dem  welt- 
weiten Wunder 
anwachsen  konnte, 
das  es  heute  ist. 


Vieh  die  Parley  Street  hinunter  und  gelangten 
zu  einer  Fähre,  die  sie  hinüber  in  den 
Bundesstaat  Iowa  brachte.  Eisschollen 
schlugen  gegen  das  Fährboot  und  die 
Lastkähne,  die  die  Wagen  transportierten. 
Einige  Wochen  später  war  es  noch  kälter 
geworden  und  der  Mississippi  so  zugefroren, 
dass  er  mit  Pferdegespannen  befahren 
werden  konnte. 

Ich  war  Anfang  März  1996  mit  meiner  Frau 
in  Nauvoo.  Es  war  ein  bitterkalter  Tag.  Wir 
standen  an  einer  windigen  Stelle  und 
schauten  über  den  breiten  Mississippi 
hinüber.  Da  wurde  uns  noch  deutlicher 
bewusst,  wie  dankbar  wir  für  die  Mitglieder 
waren,  die  ihre  geliebte  Stadt  verlassen 
hatten.  Wir  fragten  uns,  wie  sie  damals  bloß 
überlebt  hatten!  Was  für  ein  Opfer,  so  vieles 
zurückzulassen  und  in  eine  ungewisse 
Zukunft  aufzubrechen!  Kein 
Wunder,  dass  die  Tränen 
reichlich  flössen,  als  die 
fliehenden  Pioniere 
ihre  Wagen  die 
Parley  Street  in 
Pachtung  Fluss 
hinunterfuhren; 
sie  hatten  keine 
Hoffnung,  jemals 
wieder  in  ihre 
„schöne  Stadt" 
zurückzukehren . 

Jenseits  des 
Flusses  lagerten  die 
Pioniere  kurze  Zeit  am 
Sugar  Creek,  ehe  sie  sich 
westwärts  den  Rocky 
Mountains  zuwandten.  Der  Zug 
hatte  begonnen. 

Der  Glaube  der  Väter  und  Mütter 

Als  Präsident  Brigham  Young  am  15. 
Februar  1846  im  Lager  in  Iowa  zu  den 
Pionieren  stieß,  trug  der  Herr  ihm  durch 
Offenbarung  auf,  ein  neuzeitliches  „Lager 
Israel"  zu  organisieren.  Die  Vorhut  startete 
am  1.  März  quer  durch  Iowa  in  Richtung 


Westen.  Da  gab  es  vieles,  was  den  Glauben 
dieser  mutigen  Menschen  auf  die  Probe 
stellte:  Kälte,  Schnee,  Regen,  Morast, 
Krankheit,  Hunger  und  Tod.  Aber  sie  waren 
fest  entschlossen,  ihren  Führern  zu  folgen 
und  um  jeden  Preis  das  zu  tun,  was  sie  als 
Willen  Gottes  erkannt  hatten.  Ihr  Glaube 
wurde  auf  die  Probe  gestellt  und  manchmal 
wankte  er  in  besonders  schweren 
Situationen,  doch  verließ  er  sie  nie.  Viele 
schöpften  Kraft  aus  den  Verheißungen,  die 
sie  durch  die  heiligen  Handlungen  im 
Nauvoo-Tempel  erhalten  hatten. 

Für  viele  Schwestern  war  es  besonders 
schwer,  denn  sie  brachten  unter  äußerst 
schwierigen  Bedingungen  unterwegs  Kinder 
zur  Welt.  Eliza  R.  Snow  beschreibt,  dass 
die  Frauen  unter  allen  nur  denkbaren 
Umständen  Kinder  gebaren,  außer  unter 
denen,  die  sie  gewohnt  waren. 
Da  kamen  Babys  in  Zelten  zur 
Welt,  andere  in  Wagen, 
manche  während  eines 
Unwetters,  wieder 
andere  im  Schnee- 
treiben. Schwester 
Snow  erwähnt  in 
ihrem  Tagebuch, 
„dass  ein  Baby  in 
einer  behelfs- 
mäßigen Unterkunft 
zur  Welt  kam: 
Seitlich  waren 
Decken  an  Stangen  auf- 
gehängt, die  man  in  den 
Boden  gesteckt  hatte,  und 
das  Dach  bestand  aus  Rinde, 
durch  die  der  Regen  tropfte. 
Freundliche  Schwestern  hielten  Gefäße  über 
das  Lager,  ...  damit  Mutter  und  Kind  nicht 
gleich  in  dessen  ersten  Lebensminuten 
durchnässt  wurden."2 

Was  für  große  Opfer  wurden  da  von  diesen 
Schwestern  gebracht!  So  manche  Mutter 
überlebte  die  Geburt  nicht.  Viele  Babys 
starben.  Die  Großmutter  meiner  Frau, 
Elizabeth  Riter,  wurde  bei  Regen  und  Sturm 


18 


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in  einem  Planwagen  in  Winter  Quarters 
geboren.  Glücklicherweise  überlebten  Mutter 
und  Kind.  Elizabeth  erzählte  oft  voll  Liebe  für 
die  Frau,  die  ihr  das  Leben  geschenkt  hatte, 
wie  jemand  einen  Regenschirm  über  ihre 
Mutter  hielt,  damit  sie  während  der 
Entbindung  nicht  vom  Regen  durchnässt 
wurde,  der  durch  die  Plane  des  Wagens 
tropfte. 

Vergessen  wir  nie  den  Glauben 
unserer  Väter  und  die  selbstlose 
Opferbereitschaft 
unserer  Mütter  - 
jener  Pioniere,  die 


uns  in  ihrem  Gehorsam  ein  solch  leuch- 
tendes Beispiel  sind.  Vergessen  wir  sie  nicht 
bei  unserem  Bemühen,  tapfer  in  unserer  Auf- 
gabe zu  dienen,  nämlich  alle  einzuladen,  „zu 
Christus  zu  kommen"  (LuB  20:59)  und  in  ihm 
vollkommen  zu  werden  (siehe  Moroni  10:32). 

Wir  sind  gesegnet,  weil  wir  die  Fülle  des 
wiederhergestellten  Evangeliums  kennen, 
und  wir  schulden  daher  denen  Dank,  die 
uns  vorangegangen  sind  und  so  viel 
dazu  beigetragen  haben,  dass  das 
Reich  zu  dem  weltweiten  Wunder 
anwachsen  konnte,  das  es  heute  ist. 
Diese  Dankesschuld  „können  wir  am 


Heute,  mehr 
als  150 
Jahre 
nachdem  die 
Pioniere  ihre 
„schöne  Stadt" 
verlassen  haben, 
ist  der  Nauvoo- 
lllinois-Tempel 
wieder  aufgebaut 
und  von  neuem 
geweiht  worden. 
Der  Glaube  der 
Pioniere  hat  die 
Grundlage  dafür 
gelegt,  dass  die 
Kirche  immer 
weiter  wächst. 


LIAHONA  JULI  2003 


19 


\  ~\  T*r  können 
m/m/  we^er^n 
w  w  auf  der 

Grundlage  des 
Glaubens  auf- 
bauen, die  die 
Pioniere  gelegt 
haben.  Und  wenn 
wir  treu  dienen, 
machen  wir  uns 
für  große  Seg- 
nungen bereit  - 
für  Segnungen, 
die  unser  Leben 
bereichern  und 
erweitern. 


besten  dadurch  abtragen,  dass  wir  in  dieser 
großen  Sache  dienen".3 

Einfache  Menschen 

Wer  wir  auch  sein,  welche  Talente,  Fähig- 
keiten oder  finanziellen  Mittel,  welche 
Bildung  oder  Erfahrung  wir  auch  mitbringen 
mögen  -  wir  können  doch  alle  im  Gottes- 
reich dienen.  Der,  der  uns  beruft,  befähigt 
uns  auch  zum  Werk  -  wenn  wir  demütig  und 
fleißig  dienen,  wenn  wir  beten  und  Glauben 
üben.  Vielleicht  fühlen  wir  uns  einer 
bestimmten  Aufgabe  nicht  gewachsen. 
Vielleicht  zweifeln  wir  an  uns  selbst  und 
meinen,  das,  was  wir  persönlich  dem  Herrn 
zu  bieten  hätten,  sei  zu  unbedeutend,  um 
auch  nur  bemerkt  zu  werden.  Der  Herr  weiß 
sehr  wohl,  dass  wir  sterbliche  Menschen  sind. 
Er  kennt  unsere  Schwächen.  Er  versteht, 
womit  wir  tagtäglich  zu  kämpfen  haben.  Er 
kennt  sehr  wohl  die  Versuchungen,  denen 
wir  aufgrund  unserer  irdischen  Neigungen 
und  Leidenschaften  ausgesetzt  sind.  Der 
Apostel  Paulus  schreibt  in  seinem  Brief  an  die 
Hebräer,  dass  der  Erretter  „mit  unserer 
Schwäche"  mitfühlen  kann,  denn  er  ist  „in 
allem  wie  wir  in  Versuchung  geführt  worden" 
(Hebräer  4:15). 

Präsident  Thomas  S.  Monson,  Erster  Rat- 
geber in  der  Ersten  Präsidentschaft,  hat 
erklärt,  wie  wichtig  es  ist,  in  „dieser  großen 
Sache"  zu  dienen.  Er  fragt  uns:  „Sind  wir 
genügend  mit  dem  Geist  in  Einklang,  sodass 
wir  den  Herrn  hören  können,  wenn  er  ruft, 
so  wie  Samuel,  und  sagen  können:  ,Hier  bin 
ich?  Sind  wir  stark  und  glaubenstreu,  um  mit 
unerschütterlichem  Mut  und  unbeugsamer 
Entschlossenheit  in 
welcher  Berufung 
auch  immer  zu 
dienen?  Wenn  das 
der  Fall  ist,  dann 
kann  der  Herr  durch 
uns  große  Wunder 
wirken."4  (Siehe 
1  Samuel  3:4.) 
Präsident  James  E. 


Faust,  Zweiter  Ratgeber  in  der  Ersten 
Präsidentschaft,  hat  uns  versichert,  dass  - 
ungeachtet  unserer  Fähigkeiten  -  jeder 
glaubensvolle  Dienst  dem  Herrn  nicht  nur 
annehmbar  ist,  sondern  dass  wir  uns  dadurch 
auch  für  größere  Segnungen  bereitmachen, 
die  unser  Leben  bereichern  und  erweitern. 
Präsident  Faust  sagt,  „dass  diese  Kirche  nicht 
unbedingt  große  Menschen  anzieht,  sondern 
eher  einfache  Menschen  groß  macht.  ... 

Ein  Hauptgrund  dafür,  dass  die  Kirche 
aus  ihren  bescheidenen  Anfängen  zu  ihrer 
gegenwärtigen  Stärke  heranwachsen  konnte, 
liegt  in  der  Glaubenstreue  und  der  Hingabe 
der  vielen  Millionen  demütiger  Menschen, 
die  nicht  mehr  als  fünf  Brote  und  zwei  kleine 
Fische  in  den  Dienst  des  Herrn  einbringen 
können."5 

Das  spannende  globale  Wachstum  der 
Kirche  richtet  unser  Augenmerk  auf  die 
prophezeite  herrliche  Zukunft  des  Gottes- 
reiches. Doch  so  wie  wir  voller  Optimismus 
in  die  Zukunft  schauen,  so  sollten  wir  auch 
innehalten  und  uns  an  den  Glauben  der 
demütigen  Pioniere  vor  uns  zurücker- 
innern. Sie  haben  nämlich  die  Grundlage 
dafür  gelegt,  dass  die  Kirche  immer  weiter 
wächst. 

Widmen  wir  uns  der  Aufgabe,  das  Werk  des 
Herrn  nach  bestem  Können  zu  tun.  Machen 
wir  dem  Glauben  unserer  Väter  Ehre,  indem 
wir  selbst  glaubenstreu  in  dieser  großen 
Sache  tätig  sind.  Folgen  wir  dem  Propheten, 
denn  dadurch  können  wir  „zu  Christus 
kommen  und  an  der  Güte  Gottes  teilhaben" 
(Jakob  1:7).  ■ 

Nach  einer  Ansprache  anlässlich  der 
Generalkonferenz  im  April  1996. 

ANMERKUNGEN 

1.  Zitiert  in  R.  Scott  Lloyd,  „Commemorating  1846 
Exodus",  Church  News,  10.  Februar  1996,  Seite  3. 

2.  Zitiert  in  B.  H.  Roberts,  A  Comprehensive  History  of 
the  Church,  3:45. 

3.  Joseph  L.  Wirthlin,  A  Heritage  ofFaith,  Hg.  Richard 
Bitner  Wirthlin,  1964,  Seite  47. 

4.  „The  Priesthood  in  Action",  Ensign,  November  1992, 
Seite  48. 

5.  „Five  Loaves  and  Two  Fishes",  Ensign,  Mai  1994, 
Seite  5f. 


AUSGES 


v  r aurig  und 
einsam  stand 
ich  draußen 
vor  dem  Pfahlzen- 
trum und  dachte 
daran,  dass  meine 
Angehörigen  und 
Freunde  ohne  mich 
im  Gebäude  waren. 
Ich  hätte  mich 
besser  vorbereiten 
müssen. 


MICHELE  TOLLEY 

Mein  Pfahl  war  ganz  aufgeregt,  dass 
die  Weihung  des  Palmyra-New- 
York-Tempels  in  unserem  Pfahlzen- 
trum übertragen  werden  sollte.  Die  Mit- 
glieder konnten  den  Tag  kaum  erwarten. 
Auch  ich  freute  mich  auf  die  Übertragung, 
aber  aus  irgendeinem  Grund  schob  ich  es 
immer  wieder  auf,  mir  eine  Eintrittskarte  zu 
besorgen. 

Schließlich  sprach  ich  an  dem  Tag,  an 
dem  die  Weihung  stattfinden  sollte,  doch  mit 
einem  Ratgeber  in  der  Bischofschaft,  um  mir 
meine  Karte  zu  holen.  Er  gab  mir  auch  eine, 
die  ich,  ohne  sie  weiter  anzuschauen,  in 
meine  Handtasche  steckte.  Während  der 
Abendmahlsversammlung  gab  es  Bekannt- 
machungen bezüglich  der  Weihung,  aber 
weil  ich  meine  Karte  ja  schon  hatte,  hörte 
ich  nicht  richtig  zu. 

Dann  ging  ich  nach  Hause  und  beschäf- 
tigte mich  mit  anderen  Dingen.  Ungefähr 
15  Minuten  vor  Beginn  der  Weihung  sagte 
ich  mir,  ich  solle  jetzt  wohl  besser  gehen. 
Ich  steckte  ein  weißes  Taschentuch  in 
meine  Handtasche  und  meinte,  nun  sei  ich 
bestens  vorbereitet.  Ich  schaute  sogar  noch 
nach,  ob  ich  meine  Eintrittskarte  auch  wirk- 
lich hatte. 

Meine  Familie  hatte  sich  schon  vor  mir 
auf  den  Weg  gemacht,  um  sich  gute  Sitz- 
plätze zu  sichern.  Sie  hatten  mir  noch  einmal 
dringend  ans  Herz  gelegt,  nicht  mehr  lange 
zu  warten.  Eigentlich  hatte  ich  ja  mit  ihnen 
fahren  wollen,  aber  da  war  ich  noch  nicht 


fertig  gewesen.  Also  hatte  ich  mich  ent- 
schlossen, selbst  zu  fahren. 

Als  ich  auf  den  Parkplatz  der  Kirche  führ, 
sah  ich  zu  meinem  Erstaunen,  wie  voll  er  war. 
Es  standen  zwar  viele  Autos  dort,  aber  es  war 
niemand  zu  sehen.  Zuerst  hatte  ich  schon 
Angst,  ich  sei  zu  spät,  aber  dann  schaute  ich 
auf  die  Uhr  und  sah,  dass  es  noch  fünf 
Minuten  bis  zum  Beginn  der  Weihung  waren. 

Ich  ging  die  Treppe  zum  Pfahlhaus  hinauf 
und  wollte  die  Tür  öffnen.  Sie  war  ver- 
schlossen. Ich  war  erstaunt,  meinte  aber,  mich 
zu  erinnern,  dass  irgendjemand  gesagt  hatte, 
die  Besucher  würden  nur  durch  bestimmte 
Türen  eingelassen.  Weil  ich  aber  nicht  genau 
wusste,  welche  Türen  das  waren,  wollte  ich 
alle  ausprobieren.  Ich  lief  um  das  ganze 
Gebäude  herum  und  versuchte,  die  einzelnen 
Türen  zu  öffnen,  ja,  rüttelte  in  meiner  Not 
sogar  vorsichtig  daran.  Aber  keine  öffnete  sich. 

Als  ich  auf  die  letzte  Tür  zulief,  spürte  ich, 
wie  mein  Herzschlag  sich  beschleunigte.  Ich 
versuchte,  diese  Tür  zu  öffnen,  aber  sie  war 
ebenfalls  verschlossen.  Ich  schaute  in  das 
Foyer  hinein.  Es  war  leer.  Die  Türen  zur 
Kapelle  waren  geschlossen.  Traurig  machte 
ich  mir  bewusst,  dass  alle  schon  drinnen 
waren.  Nur  ich  stand  allein  draußen  -  und 
schaute  von  außen  hinein. 

Als  ich  niedergeschlagen  zum  Auto 
zurückging,  wollte  ich  mich  noch  einmal  ver- 
gewissern, wann  der  Weihungsgottesdienst 
begann.  Ich  suchte  in  meiner  Tasche  nach 
der  Eintrittskarte.  Da  sah  ich,  dass  die  Zeit 


22 


N 


och 


schlimmer 
war  die 
Vorstellung,  auf 
ewig  aus  der 
Gegenwart  des 
himmlischen  Vaters 
und  meiner  Familie 
ausgeschlossen 
zu  sein,  wenn  ich 
mich  nicht  geistig 
vorbereitete. 


stimmte.  Nun  wurde  ich  wütend,  weil  man 
mich  ausgesperrt  hatte.  Warum  konnte  ich 
nicht  ins  Gebäude  gelangen?  Nun  verpasste 
ich  ein  historisches  Ereignis! 

Ich  drehte  die  Karte  herum  und  sah  zu 


I  5 

m 


meinem  Erstaunen,  dass  auf  der  Rückseite 
etwas  geschrieben  stand.  Neugierig  las  ich. 
Da  stand  ganz  deutlich  zu  lesen,  dass  man 
dreißig  Minuten  vor  Beginn  des  Weihungs- 
gottesdienstes da  sein  musste. 

Warum  hatte  ich  das  nicht  vorher  gesehen? 
Ich  hatte  mir  die  Rückseite  der  Eintrittskarte 
überhaupt  nicht  angeschaut.  Ich  hatte  sie 
vielmehr  gleich  in  die  Tasche  gesteckt.  Ich 
hatte  mich  noch  nicht  einmal  auf  die  ein- 
fachste Art  vorbereitet.  Als  ich  im  Auto  saß  - 
zu  traurig,  um  mich  überhaupt  zu  rühren  - 
wurde  mir  bewusst,  dass  ich  mich  wie  eine 
der  fünf  törichten  Jungfrauen  im  Gleichnis 
von  den  zehn  Jungfrauen  verhalten  hatte.  Ich 
durfte  nicht  an  der  Hochzeit  teilnehmen, 
denn  ich  hatte  kein  Öl  in  meiner  Lampe.  Die 
anderen  aber  waren  mit  dem  Bräutigam  auf 
der  Hochzeitsgesellschaft. 

Immer,  wenn  ich  diese  Geschichte  in 
Matthäus  25  gelesen  hatte,  hatte  ich  mich 
gefragt,  warum  die  fünf  Frauen  nur  so  töricht 
gewesen  waren.  Ich  hatte  immer  gemeint, 
es  sei  doch  nun  wirklich  nicht  so  schwer, 
genügend  Öl  zu  kaufen.  Ich  wusste,  dass 
das  Öl  und  die  Lampen  ein  Symbol  für 
unser  Zeugnis  und  die  Führung  durch  den 
Heiligen  Geist  sind  (siehe  LuB  45:57).  Ich 
hatte  gemeint,  mich  auf  den  Besuch  des 
Weihungsgottesdienstes  vorbereitet  zu 
haben,  und  nun  saß  ich  draußen  und  konnte 
dem  Propheten  nicht  zuhören. 

Als  ich  so  allein  auf  dem  Parkplatz  war, 
begriff  ich,  dass  es  nicht  ausreicht,  eine  Ein- 
trittskarte zu  haben.  Wir  müssen  mehr  tun, 
als  nur  anwesend  zu  sein,  wenn  Christus 
kommt.  Wir  müssen  uns  auf  jede  erdenkliche 
Weise  vorbereiten  und  unsere  Lampen  immer 
wieder  auffüllen  und  nicht  meinen,  wir 
hätten  genug  Öl. 

Als  ich  zurück  nach  Hause  fuhr,  brannten 
mir  Tränen  in  den  Augen.  Es  tat  weh,  allein 
zu  sein  und  zu  wissen,  dass  meine  Ange- 
hörigen und  Freunde  im  Gebäude  waren 
und  dort  erbaut  wurden  und  ich  nicht  zu 
ihnen  gelangen  konnte.  Ich  nahm  mir  fest 
vor,  von  nun  an  alles  in  meiner  Macht 
Stehende  zu  tun,  um  immer  ausreichend  Öl 
zu  haben.  Ich  möchte  bei  der  fröhlichen 
Hochzeit  dabei  sein  und  nicht  draußen  vor 
der  Tür  stehen  müssen,  weil  ich  mich  nicht 
vorbereitet  habe.  ■ 

Michele  Tolley  gehört  zur  Gemeinde  Hl  Cerrito  im 
Pfahl  Corona,  Kalifornien. 


24 


Seite  25  des  Liahona  folgt  auf  die  Lokalseiten  und  den  Kleinen  Liahona 


KOMMT,  HÖRT  AUF 
DEN  PROPHETEN 


Das  Gebet  als 
Rettungsanker 


Manchmal  ist  uns 
nicht  richtig  bewusst, 
wie  wichtig  das 
Gebet  ist.  Präsident 
James  E.  Faust 
erklärt  uns,  was  für 
ein  großer  Segen  es 
ist,  dass  wir  direkt 
mit  dem  himm- 
lischen Vater 
sprechen  dürfen. 


PRÄSIDENT  JAMES  E.  FAUST 

Zweiter  Ratgeber  in  der  Ersten  Präsidentschaft 

Ich  gebe  Zeugnis  davon,  wie  wichtig  das 
Gebet  ist.  Dass  wir  durch  den  Erretter 
mit  unserem  Schöpfer  in  Kontakt  treten 
können,  ist  mit  Sicherheit  einer  der 
größten  Vorzüge  und  eine  der  größten 
Segnungen,  die  wir  haben.  Es  kann 
niemals  mechanische  oder  elektrische 
Störungen  geben,  wenn  wir  beten.  Es  gibt 
keine  Begrenzung,  wie  oft  oder  wie  lange 
wir  am  Tag  beten  dürfen.  Es  gibt  keine 
Quote,  wie  viele  Bitten  wir  pro  Gebet 
äußern  dürfen.  Er  ist  zu  jeder  Zeit  und 
von  jedem  Ort  aus  erreichbar. 

Als  Gott  den  Menschen  auf  die  Erde 
setzte,  wurde  das  Gebet  der  Rettungsanker 
als  Verbindung  zwischen  den  Menschen 
und  Gott. ... 

Wir  dürfen  täglich  wegen  unserer 
kleinen  und  großen  Sorgen  und  Nöte 
beten.  Beachten  wir  die  Worte  Amuleks, 
der  uns  ermahnt,  auf  dem  Feld  für  unsere 
Herden,  zu  Hause  für  unser  ganzes  Haus, 
morgens,  mittags  und  abends  zu  beten 
(siehe  Alma  34:20,21). ... 

Amuleks  Rat  könnte  heute  das  Gebet 
aus  dem  Herzen  einer  Ehefrau  sein:  „Segne 
Jason  und  beschütze  ihn,  während  er  in 
diesen  Kriegszeiten  seinem  Land  dient." 
Das  Gebet  einer  Mutter:  „Bitte  segne 
meine  liebe  Jane,  dass  sie  die  richtigen  Ent- 
scheidungen trifft."  Das  Gebet  eines  Vaters: 
„Himmlischer  Vater,  bitte  segne  Johnny 
bei  seiner  Missionsarbeit."  Das  Gebet 
eines  Kindes,  „dass  ich  heute  immer  artig 
bin"  oder  „dass  alle  genug  zu  essen  haben" 


oder  „dass  Mama  schnell  wieder  gesund 
wird". ... 

Der  Erretter  hat  uns  gesagt:  „Betet  in 
euren  Familien  immer  in  meinem  Namen 
zum  Vater."  (3  Nephi  18:21.)  In  der 
heutigen  Zeit  fordert  die  Kirche  uns  auf, 
jeden  Abend  und  jeden  Morgen  als  Familie 
zu  beten. ... 

Das  Familiengebet  hat  tief  greifenden, 
unterstützenden  Einfluss  [es  kann  uns 
helfen,  uns  positiv  zu  verändern] .  In  den 
dunklen  Tagen  des  Zweiten  Weltkriegs 
fiel  eine  200-Kilo-Bombe  vor  das  Haus 
von  Bruder  Patey,  einem  jungen  Vater  in 
Liverpool.  Sie  ging  jedoch  nicht  hoch. 
Seine  Frau  war  gestorben  und  er  war  mit 
den  fünf  Kindern  allein.  Er  rief  sie  zu 
diesem  angstvollen  Zeitpunkt  zum 
Familiengebet  zusammen.  Sie  „beteten 
alle  ...  ernsthaft,  und  als  sie  das  Gebet 
beendet  hatten,  sagten  die  Kinder:  Vati, 
uns  wird  nichts  geschehen.  Uns  wird 
heute  Nacht  hier  zu  Hause  nichts 
geschehen.' 

Und  so  gingen  sie  zu  Bett  -  stellt  euch 
das  einmal  vor  -  mit  dieser  schrecklichen 
Bombe,  die  halb  im  Boden  verborgen  vor 
der  Tür  lag.  Wenn  sie  hochgegangen  wäre, 
hätte  sie  vermutlich  40  bis  50  Häuser  zer- 
stört und  zwei-  bis  dreihundert  Menschen 
getötet. ... 

Am  nächsten  Morgen  wurde  die  ... 
ganze  Nachbarschaft  für  48  Stunden 
evakuiert  und  die  Bombe  wurde  schließ- 
lich entfernt. ... 


2 


Auf  dem  Rückweg  fragte  Bruder  Patey  den  Leiter  des 
Bombenräumkommandos:  Was  haben  Sie  heraus- 
gefunden?' 

,Mr.  Patey,  wir  sind  zur  Bombe  vor  Ihrer  Haustür 
gekommen  und  haben  festgestellt,  dass  sie  jeden 
Augenblick  hätte  explodieren  können.  An  ihr  war  nichts 
defekt.  Wir  wundern  uns,  dass  sie  nicht  hochgegangen 
ist."'  (Andre  K.  Anastasiou,  Generalkonferenz,  Oktober 
1946.)  Wenn  eine  Familie  zusammen  betet,  geschehen 
wundersame  Dinge.  • 

Nach  einer  Ansprache  anlässlich  der  Generalkonferenz 
im  April  2002. 


GESCHICHTEN  AUS  DEM  NEUEN  TESTAMENT 


DIE  APOSTEL 
FÜHREN 
DIE  KIRCHE 


Nach  seiner  Auferstehung  blieb  Jesus  vierzig  Tage  bei 
seinen  Aposteln.  Er  lehrte  sie  vieles  über  das  Evangelium 
und  seine  Kirche. 

Apostelgeschichte  1:1-3 


Er  forderte  sie  auf,  allen  Menschen  das  Evangelium  zu  bringen.  Außerdem  sagte  er,  dass  er  sie  bald  verlassen  müsse,  dass 
aber  der  Heilige  Geist  kommen  werde,  der  ihnen  helfen  sollte. 

Apostelgeschichte  1:4-8 


4 


Sie  sahen  zu,  wie  er  zum  himmlischen  Vater  aufstieg.  Zwei  Männer  in  weißen  Gewändern  erklärten  den  Aposteln,  dass  Jesus 
eines  Tages  aus  dem  Himmel  wiederkehren  würde. 

Apostelgeschichte  1:9-11 


KLEINER  LIAHONA  JULI  2003  5 


Jetzt  führten  die  Apostel  die  Kirche  auf  der  Erde.  Petrus 
wurde  zum  Präsidenten  bestimmt,  Jakobus  und  Johannes 
dienten  als  seine  Ratgeber.  Zu  diesem  Zeitpunkt  gab  es 
nur  elf  Apostel  -  Judas  war  ja  tot. 

Matthäus  16:18,19;  27:3-5;  LuB  81:1,2; 
James  E.  Talmage,  Jesus  der  Christus,  Seite  180 


Die  Apostel  und  die  übrigen  Jünger  besaßen  Glauben  an 
den  Herrn.  Sie  befolgten  seine  Gebote  und  sie  liebten 
einander. 

Apostelgeschichte  2:41-47 


Der  himmlische  Vater  sagte  ihnen,  sie  sollten  Matthias  als 
neuen  Apostel  erwählen,  damit  es  wieder  zwölf  Apostel 
gab.  Alle  Apostel  trugen  das  Priestertum. 

Apostelgeschichte  1:15-17,21-26;  LuB  102:8 


Mit  dem  Priestertum  und  der  Macht  des  Heiligen  Geistes 
konnten  die  Apostel  viel  tun.  Sie  heilten  Kranke.  Sie 
waren  Missionare.  Sie  lehrten  über  Jesus  und  sein 
Evangelium.  Viele  Menschen  glaubten  den  Worten  der 
Apostel  und  schlössen  sich  der  Kirche  an.  Die  Mitglieder 
wurden  Heilige  genannt. 

Apostelgeschichte  2:2-4,32,33,36-43,47;  3:1-7;  Römer  1:7 


GESCHICHTEN  AUS  DEM  NEUEN  TESTAMENT 


PETRUS 
HEILT  EINEN 
KRANKEN 


Als  sie  in  seiner  Nähe  waren,  bat  er  sie  um  Geld.  Petrus 
sagte,  er  habe  kein  Geld,  könne  ihm  aber  etwas  viel 
Wertvolleres  schenken. 

Apostelgeschichte  3:3-6 


Ein  Mann,  der  nicht  gehen  konnte,  wurde  von  seinen 
Freunden  jeden  Tag  zum  Tempel  getragen  und  am 
Tempeltor  niedergesetzt.  Dort  bettelte  er  um  Geld.  Eines 
Tages  erblickten  Petrus  und  Johannes  ihn. 

Apostelgeschichte  3:1,2 


Petrus  segnete  ihn  im  Namen  Jesu  Christi  und  heilte  ihn; 
dann  half  er  dem  Mann  aufzustehen. 

Apostelgeschichte  3:6, 7 


KLEINER  LIAHONA  JULI  2003  7 


Nun  machte  der  Mann  zum  ersten  Mal  in  seinem  Leben  ein  paar  Schritte!  Viele  sahen  ihn  gehen  und  umherspringen.  Sie 
wussten,  dass  das  ein  "Wunder  war.  Sie  wussten,  dass  Petrus  Macht  von  Gott  hatte.  Petrus  erklärte  ihnen,  dass  Jesus  Christus 
ihm  die  Macht  gegeben  habe,  den  Mann  zu  heilen.  Und  weil  Petrus  ein  großer  Missionar  war,  führte  er  viele  Menschen 
dazu,  an  Jesus  Christus  zu  glauben  und  ihm  nachzufolgen. 

Apostelgeschichte  3:8-13, 16;  4:4 


Tempelkarten 


2003  gibt  es  in  jeder  Ausgabe  vom  Kleinen  Liahona 
Tempelkarten.  Trenn  diese  Seite  heraus,  klebe  sie  auf  ein 
Stück  Pappe  und  schneide  die  Tempel  aus.  Sammle  die 
Karten;  sie  machen  deutlich,  wie  wichtig  der  Tempel  ist. 


Geweiht  am  26.  Juli  1998 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


U  m.  tj  Z  ^Wrf  1  M  Ü 


Madrid-Tempel  in  Spanien 


Geweiht  am  19.  März  1999 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Geweiht  am  9-  Januar  1999 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Spokane-Washington-Tempel 


Geweiht  am  21.  August  1999 
von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


UimiHiiiliüU 

Bogota-Tempel  in  Kolumbien 


Geweiht  am  24.  April  1999 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Colonia-Juärez-Chihuahua- 
Tempel  in  Mexiko 

Geweiht  am  6.  März  1999 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Guayaquil-Tempel  in  Ecuador 

Geweiht  am  1.  August  1999 

von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Columbus- Ohio-Tempel 


Geweiht  am  4.  September  1999 
von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


Bismarck-North-Dakota- 
Tempel 

Geweiht  am  19.  September  1999 
von  Präsident  Gordon  B.  Hinckley 


KLEINER  LIAHONA  JULI  2003  9 


Bens  Geschenk 


HOWARD  R.  DRIGGS 

Nach  einer  wahren  Begebenheit,  die  sich 
um  1840  in  Nauvoo,  Illinois,  zugetragen  hat 

ILLUSTRATIONEN  VON  JULIE  OLSON 


„Darum  kann  keiner  von  euch  mein  Jünger  sein, 
wenn  er  nicht  auf  seinen  ganzen  Besitz  verzichtet. " 
(Lukas  14-33-) 

Ben  liebte  die  Wagenwerkstatt  seines  Vaters  sehr. 
Dort  war  immer  viel  los  -  der  Klang  der  Sägen, 
der  Hobel,  der  Hämmer  und  der  Meißel 
schwirrte  den  ganzen  Tag  lang  durch  die  Luft. 

„Geh  nicht  zu  nahe  an  die  Arbeiter  heran",  ermahnte 
der  Vater  den  neugierigen  Jungen  immer  wieder.  „Und 
fass  ja  die  scharfen  Werkzeuge  nicht  an!" 

„Aber  ich  möchte  gern  selbst  einen  Wagen  bauen, 
Vati.  Warum  darf  ich  das  nicht?" 

Diese  Bitte  brachte  ihm  in  der  Regel  ein  paar  Bretter 
und  einige  Werkzeuge  ein,  mit  denen  er  an  einer 
ruhigen  Stelle  nach  Herzenslust  hämmern  konnte. 

Dann  kam  der  schöne  Tag,  an  dem  sein  Vater  ver- 
sprach, ihm  zum  Geburtstag  einen  Wagen  zu  bauen.  Er 
sollte  genauso  aussehen  wie  die  großen  Wagen  -  nur 
eben  kleiner. 

„Stell  dir  nur  mal  vor",  sagte  er  zu  seiner  Mutter,  „ein 
richtiger  Wagen  -  nur  für  mich!  Ich  kann  meinen 
kleinen  Bruder  darin  spazieren  fahren  und 
für  dich  einkaufen.  Wäre  das  nicht 
schön?" 

Die  Mutter  sagte,  das  wäre  wirklich 
schön.  Sie  war  fast  genauso  glücklich  wie  ihr 
kleiner  Junge. 

Als  Ben  am  Morgen  seines  siebten  Geburts- 
tags wach  wurde,  sah  er,  dass  sein  Traum  in 
Erfüllung  gegangen  war.  Dort  im  Wohnzimmer 
stand  sein  schöner  neuer  Wagen.  Er  glänzte  frisch 
gestrichen.  Die  Tränen  traten  der  Mutter  und  dem 
Vater  in  die  Augen,  als  ihr  Sohn  sie  liebevoll  drückte 


Dann  lief  er  nach  draußen  und 
rannte  die  Straße  auf  und  ab,  um 
seinen  Freunden  zu  zeigen,  was 
für  ein  schönes  Geschenk 
er  bekommen  hatte. 

Wie  Ben  es  versprochen  hatte, 
fuhr  er  seinen  kleinen  Bruder 
häufig  mit  dem  Wagen  spazieren. 
Außerdem  ging  er  bereitwillig  für 
seine  Mutter  einkaufen.  Ben  und 
sein  Hund  namens  Bones  waren 
in  den  Straßen  von  Nauvoo  bald 
ein  vertrautes  Bild.  Mit  der  Hilfe 
seines  Vaters  bastelte  Ben  einen 
Gurt  und  brachte  seinem  klugen  Hund  bei,  den  Wag 
und  seinen  jungen  Herrn  durch  die  Straßen  in  der 
Nachbarschaft  zu  ziehen. 

Bens  liebste  Route  führte  die  Mulholland  Street 


entlang,  an  dem  Gelände  vorbei, 
wo  der  große  Tempel  gebaut 
wurde,  und  weiter  zum  Geschäft 
von  Parley  P  Pratt.  Es  war  so 
spannend,  den  Arbeitern 
zuzuschauen,  wie  sie  die  Steine 
zurechthauten  und  an  die  richtige 


Stelle  legten,  sodass  sich  das  stolze 
Gebäude  auf  der  Anhöhe  immer  höher 
erhob.  Außerdem  konnte  man  im 
Geschäft  von  Parley  P  Pratt  gut  ein- 
kaufen. Ben  brachte  seiner  Mutter 


oft  eine  Kanne  mit  süßem  Sirup  mit. 

Eines  Tages  blieb  er  in  der  Nähe  des 
Tempelgeländes  stehen  und  schaute  zu,  wie 
ein  Arbeiter  einen  Stein  bearbeitete. 
Das  Tschipp,  tschipp,  tschipp  des 
Meißels,  der  in  den  Stein  getrieben 
wurde,  nahm  ihn  so  sehr  gefangen, 
dass  er  darüber  ganz  die  Zeit  vergaß.  Er 
merkte  gar  nicht,  wie  zwei  Arbeiter 
innehielten  und  sich  seinen  kleinen 
Wagen  eingehend  betrachteten. 

„Dieser  Wagen  wäre  ja  ganz  her- 
vorragend geeignet,  um  darin 
unsere  Werkzeuge  zu  trans- 
portieren", sagte  der  eine  Arbeiter. 
„Junge,  möchtest  du  uns  deinen 
Wagen  nicht  geben  und  damit  beim  Tempelbau  helfen?" 

„O  nein,  das  geht  nicht",  gab  Ben  zur  Antwort. 

Der  Mann  schaute  ihn  prüfend  an.  „Ist  dein  Vater 
nicht  der  Chef  der  großen  Wagenwerkstatt?" 

„Ja." 

„Na  gut,  wir  werden  uns  mit  ihm  darüber  unterhalten." 

Voller  Angst,  man  könnte  ihm  seinen  schönen  Wagen 
wegnehmen,  rannte  Ben  nach  Hause,  Bones  dicht  auf  den 
Fersen.  Zu  Hause  brach  er  in  Tränen  aus.  „Mama,  du  lässt 
es  doch  nicht  zu,  dass  sie  ihn  mir  wegnehmen,  nicht?" 

Die  Mutter  schaute  ihn  beunruhigt  an.  ,Wovon  redest 


„Die  hervorstechenden 
Eigenschaften  im  Leben  unserer 
Pioniere  -  ob  früher  oder  heute 
-  sind  Selbstlosigkeit  und  Opfer- 
bereitschaft." 

Eider  Daliin  H.  Oaks  vom  Kollegium  der 
Zwölf  Apostel,  „Following  the  Pioneers", 
Ensign,  November  1 997,  Seite  72. 


du  überhaupt,  Ben?" 

„Beim  Tempel  waren  Männer,  die  wollten  meinen 
Wagen  haben,  um  darin  ihre  Werkzeuge  zu  trans- 
portieren. Als  ich  gesagt  habe,  ich  könnte  ihnen  den 
Wagen  nicht  geben,  haben  sie  gesagt:  ,Dann  reden  wir 
mit  deinem  Vater.'" 

Vielleicht  haben  sie  nur  einen  Scherz  gemacht.  Jetzt 
komm,  es  ist  schon  längst  Zeit  zum  Abendessen.  Wenn 


du  etwas  gegessen  hast,  geht  es  dir  gleich  besser." 

Aber  Ben  war  so  unruhig,  dass  er  gar  keinen  Hunger 
hatte.  Und  als  sein  Vater  endlich  nach  Hause  gekommen 
war,  standen  auch  schon  die  beiden  Männer  vor  der  Tür. 

Am  Abend  führten  Ben  und  seine  Eltern  ein  ernstes 
Gespräch.  ,Weißt  du,  Ben,  jeder  gibt  etwas,  um  beim 
Bau  des  Tempels  zu  helfen",  sagte  der  Vater.  „Ich  weiß, 
wie  wichtig  dir  dein  Wagen  ist,  und  ich  zwinge  dich 
auch  nicht,  ihn  fortzugeben.  Denk  einfach  darüber 
nach.  Bitte  den  himmlischen  Vater,  dir  zu  helfen,  die 
richtige  Entscheidung  zu  treffen.  Wir  bauen  doch  das 
Haus  des  Herrn." 

„Ich  weiß,  dass  du  das  Rechte  tun  wirst",  sagte  Bens 
Mutter.  Als  Ben  ins  Bett  ging,  küsste  sie  sein  tränenüber- 
strömtes  Gesicht,  strich  ihm  über  das  wirre  Haar  und 
ließ  ihn  allein,  damit  er  beten  konnte. 

Am  nächsten  Morgen  zog  Ben  seinen  Wagen  die 
Mulholland  Street  hinunter  und  hinüber  zum  Tempel- 
gelände. Sein  treuer  Hund  folgte  ihm.  Er  ging  auf  den 
Mann  zu,  der  den  Bau  zu  leiten  schien,  und  sagte:  „Ich 
bringe  ihnen  meinen  Wagen,  um  den  Männern  beim 
Tempelbau  zu  helfen." 

Der  Mann  schaute  Ben  freundlich  an  und  sagte 
gerührt:  „Gott  segne  dich,  mein  Junge.  Ich  weiß,  wie 
schwer  dir  das  fällt.  Niemand  hat  ein  größeres  Opfer 
gebracht,  um  beim  Bau  des  Nauvoo-Tempels  zu  helfen." 
Er  fasste  Ben  zärtlich  an  die  Schulter. 

Ben  ging  langsam  wieder  nach  Hause.  Bones  trottete 
neben  ihm  her.  Ben  hatte  sein  Teil  getan.  # 

Diese  Geschichte  ist  eine  Nacherzählung  der  Geschichte  Ben  the 
Wagon  Boy.  Der  Verfasser  ist  Howard  R.  Driggs,  der  Sohn  von 
Benjamin  Woodbury  Driggs,  dem  Ben  aus  dieser  Geschichte. 


12 


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DAS  MITEINANDER 


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MIR 


VICKI  F.  MATSUMORI 


NACH 


„Ihr  seid  alle  durch  den  Glauben  Söhne  Gottes  in  Christus 
Jesus/'  (Galater  3:26.) 

Petrus  und  Andreas  verdienten  sich  ihren 
Lebensunterhalt  als  Fischer.  Als  sie  eines  Tages 
ihre  Netze  auf  dem  See  von  Galiläa  auswarfen, 
sahen  sie  Jesus  von  Nazaret.  Jesus  sagte  zu  ihnen:  „Folgt 
mir  nach." 

Obwohl  Petrus  und  Andreas  mitten  in  der  Arbeit 
waren,  „ließen  sie  ihre  Netze  [sofort]  liegen  und  folgten 
ihm". 

Dann  forderte  Jesus  zwei  weitere  Fischer,  nämlich 
Jakobus  und  Johannes,  auf,  ihm  nachzufolgen.  Auch  sie 
„verließen  [sogleich]  das  Boot  und  ihren  Vater  und 
folgten  Jesus".  (Siehe  Matthäus  4:18-22.) 

Hast  du  dich  schon  einmal  gefragt,  was  du  tun 
würdest,  wenn  du  den  Erretter  sähest  und  er  dir  zuriefe: 
„Folge  mir  nach"?  Würdest  du  alles  stehen  und  liegen 
lassen  und  ihm  nachfolgen? 

Heute  werden  auch  wir  aufgefordert,  dem  Erretter 
nachzufolgen.  Wie  können  wir  ihm  nachfolgen?  Wir 
folgen  Jesus  Christus  nach,  indem  wir  an  ihn  glauben, 
von  unseren  Sünden  umkehren  und  uns  taufen  lassen. 
Wir  folgen  ihm  nach,  indem  wir  auf  die  Eingebungen 
des  Heiligen  Geistes,  die  Worte  des  lebenden  Pro- 
pheten und  den  klugen  Rat  unserer  Eltern  hören.  Wir 
folgen  ihm  nach,  indem  wir  das  Rechte  wählen. 

So  wie  die  Jünger  des  Herrn  in  alter  Zeit  werden 
auch  wir  gesegnet,  wenn  wir  auf  den  Ruf  des  Erretters 
hören:  „Folgt  mir  nach."  Eider  Joseph  B.  Wirthlin  vom 
Kollegium  der  Zwölf  Apostel  hat  gesagt:  „Ich  bezeuge 
Ihnen,  dass  jeder,  der  ...  glaubensvoll ...  dem  Erretter 
folgt,  mehr  Glück  empfangen  wird,  als  er  sich  vor- 
zustellen vermag."  („Folgt  mir  nach!",  Liahona,  Juli 
2002,  Seite  18.) 

Sch  riftstel  lenla  by  ri  nth 

1.  Klebe  Seite  15  auf  einen  Bogen  Karton  und 
schneide  dann  das  große  Rechteck  und  die  Labyrinth- 
teilchen entlang  der  gepunkteten  Linien  aus. 

2.  Schlage  die  auf  den  einzelnen  Labyrinthteilchen 
angegebenen  Schriftstellen  auf,  lies  sie  und  mache  die 
erwähnte  Person  bzw.  die  erwähnten  Personen  auf  dem 
großen  Rechteck  ausfindig.  Klebe  das  Teilchen  dann  an 
die  entsprechende  Stelle  auf  dem  großen  Rechteck. 


3.  Such  den  Weg  durch  das  Labyrinth,  der  zum 
Erretter  führt. 

4.  Stell  das  Labyrinth  als  Erinnerung  daran  auf,  dass 
du  dich  entschieden  hast,  Jesus  Christus  nachzufolgen. 

Anregungen  für  das  Miteinander 

1.  Gehen  Sie  noch  einmal  durch,  was  Jesus  über  das 
Beten  gesagt  hat,  indem  Sie  Matthäus  6:7-13  vorlesen  und 
besprechen.  Erklären  Sie,  dass  Jesus  uns  auch  durch  sein 
Beispiel  gezeigt  hat,  dass  wir  zu  jederzeit  und  an  jedem 
Ort  beten  können.  Teilen  Sie  den  einzelnen  Klassen  eine 
der  folgenden  Schriftstellen  zu:  Matthäus  14:23;  Matthäus 
26:36;  Markus  1:35;  Markus  6:46;  Lukas  3:21;  Lukas  5:16; 
Lukas  6:12;  Lukas  18.1.  Die  Kinder  sollen  sagen,  was  diese 
Schriftstellen  darüber  aussagen,  wo  und  wann  man  beten 
kann.  Lassen  Sie  dann  ein  Kind  aus  jeder  Klasse  ein  ein- 
faches Bild  malen,  das  die  der  Klasse  zugeteilte  Schriftstelle 
veranschaulicht.  Die  übrigen  Kinder  sollen  die  Zeit  bzw. 
den  Ort  raten,  der  dargestellt  wurde,  und  anschließend  die 
Schriftstelle  aufschlagen  und  gemeinsam  lesen.  Singen  Sie 
ein  Lied  über  das  Beten.  Besprechen  Sie,  wo  und  wann  wir 
noch  beten  können  (siehe  Alma  34:17-27).  Erzählen  Sie,  wie 
Ihr  Beten  einmal  erhört  wurde,  und  bezeugen  Sie,  dass  der 
himmlische  Vater  das  Gebet  eines  jeden  Kindes  so  erhören 
wird,  wie  es  für  das  Kind  gut  ist. 

2.  Laden  Sie  Erwachsene  ein,  die  ihre  Lieblingsschrift- 
stellen vorlesen  oder  auswendig  vortragen  und  erklären, 
in  welchem  Zusammenhang  die  jeweilige  Schriftstelle 
steht.  Sie  sollen  auch  sagen,  wie  die  Schriftstelle  ihnen 
hilft,  dem  Erretter  nachzufolgen.  Machen  Sie  deutlich: 
Wenn  wir  aus  den  heiligen  Schriften  etwas  über  Jesus 
lernen  und  seine  Lehren  befolgen,  fällt  es  uns  leichter, 
dem  Erretter  voller  Glauben  nachzufolgen.  Singen  Sie  ein 
Lied,  in  dem  es  darum  geht,  dem  Erretter  nachzufolgen. 
Lassen  Sie  die  Kinder  eine  Schriftstelle  nennen,  die  für  sie 
von  besonderer  Bedeutung  ist.  Für  diejenigen,  die  Hilfe 
bei  der  Wahl  einer  Schriftstelle  brauchen,  können  Sie 
bekannte  Schriftstellen  an  die  Tafel  schreiben.  Jedes  Kind 
soll  nun  eine  der  Schriftstellen  auf  ein  Blatt  Papier  über- 
tragen (vielleicht  müssen  Sie  die  Schriftstelle  für  die 
kleineren  Kinder  abschreiben).  Bitten  Sie  sie,  die  Schrift- 
stelle zu  Hause  so  hinzulegen,  dass  sie  sie  im  Lauf  der 
Woche  auswendig  lernen  können.  Sagen  Sie  ihnen,  dass 
sie  ihre  Lieblingsschriftstelle  am  folgenden  Sonntag  in  der 
Klasse  aufsagen  sollen.  • 


14 


Alma  und  Helam  lassen 
sich  taufen. 


Enos  betet  und  wird 
gesegnet. 


Jesu  Jünger  nehmen  das 
Abendmahl. 


Die  zweitausend 
jungen  Soldaten 
zweifeln  nicht. 


Petrus  und  Andreas 
legen  ihre  Netze 
nieder  und  folgen  dem 
Erretter  nach. 


Zehn  Aussätzige 
sind  gehorsam  und 
werden  geheilt. 


Paulus  gibt  Zeugnis  von 
Jesus  Christus. 


Nephi  sagt 
seinem  Vater,  dass 
er  dem  Herrn 
gehorchen  wird. 


Die  Söhne  Mosias 
forschen  in  den 
heiligen  Schriften. 


Naaman  gehorcht  dem 
Propheten  Elischa. 


Jakob  geht  in  den 
Tempel. 


Die  Israeliten  halten 
den  Sabbat  heilig. 


Alma  53:22; 
56:46-48,54-56 


Apostelgeschichte  18:5 


sia  18:12-14 


Enos  1 :4,5 


Matthäus  4:18-20 


Matthäus  26:26-28 


Exodus  31:12-17 


1  Nephi  3:7 


Alma  17:2 


Lukas  17:11-19 


Jakob  2:2 


2  Könige  5:1-17 


BESONDERE  ZEUGEN 


Der 


des 


Schild 
Glaubens 


PRÄSIDENT  BOYD  K.  PACKER 

Amtierender  Präsident  des  Kollegiums 
der  Zwölf  Apostel 


Wusstest  du, 
dass  Präsident 
Boyd  K.  Packer 
gerne  malt  und 
Holzschnitzereien 
anfertigt?  Er  sagt 
uns,  dass  wir 
Glauben  an  Jesus 
Christus  haben 
sollen. 


Der  Herr  hat  offenbart,  warum  er 
„einigen  das  Apostelamt  [gab 
und]  andere  als  Propheten  [ein- 
setzte]", nämlich:  „Um  die  Heiligen  für 
die  Erfüllung  ihres  Dienstes  zu  rüsten, 
für  den  Aufbau  des  Leibes  Christi.  So 
sollen  wir  alle  zur  Einheit  im  Glauben 
und  zur  Erkenntnis  des  Sohnes  Gottes 
gelangen."  (Epheser  4:11-13.) 

Der  Dienst  der  Apostel  -  nämlich  der 
Präsidentschaft  und  der  Zwölf  -  besteht 
also  darin,  uns  zur  Einheit  im  Glauben  zu 
führen. 

Von  Anfang  an  hat  der  Widersacher  [der 
Satan]  versucht,  uns  zu  trennen,  uns  auf- 
zuspalten und  nach  Möglichkeit  zu  ver- 
nichten. Der  Herr  hat  jedoch  gesagt:  „Hebt 
das  Herz  empor  und  freut  euch,  gürtet 
euch  die  Lenden  und  legt  meine  Waffen- 
rüstung an,  damit  ihr  dem  bösen  Tag  wider- 
stehen könnt.  . . .  Ergreift  den  Schild  des 
Glaubens,  mit  dem  ihr  alle  feurigen  Pfeile 
der  Schlechten  auslöschen  könnt."  (LuB 
27:15,17;  Hervorhebung  hinzugefügt.)  ... 

Der  Schild  des  Glaubens  wird  nicht  in 
einer  Fabrik  geschmiedet,  sondern  zu 
Hause.  ... 

Der  höchste  Zweck  all  dessen,  was  wir 
lehren,  besteht  darin,  Eltern  und  Kinder  im 
Glauben  an  den  Herrn  Jesus  Christus  zu 


vereinen,  damit  sie  als  Familie  glücklich 
sind,  im  ewigen  Ehebund  aneinander 
gesiegelt,  verbunden  mit  den  voran- 
gegangenen Generationen,  und  damit 
ihnen  die  Erhöhung  in  der  Gegenwart  des 
himmlischen  Vaters  sicher  ist.  . . . 

Im  Plan  des  Herrn  ist  vorgesehen,  dass 
Mann  und  Frau  gemeinsam  daran  arbeiten, 
jedem  Kind  einen  individuellen  Schild  des 
Glaubens  anzupassen,  der  so  fest  ist,  dass 
er  nicht  weggerissen  oder  von  den  feurigen 
Pfeilen  durchdrungen  werden  kann. ... 

In  der  Kirche  können  wir  lehren,  woraus 
so  ein  Schild  des  Glaubens  gemacht  wird: 
Andacht,  Mut,  Keuschheit,  Umkehr,  Ver- 
gebung, Mitgefühl.  In  der  Kirche  können 
wir  lernen,  wie  der  Schild  zusammen- 
gebaut und  angepasst  wird.  Die  eigentliche 
Herstellung  und  Anpassung  des  Schildes 
des  Glaubens  muss  jedoch  im  Kreis  der 
Familie  stattfinden.  • 

Nach  einer  Ansprache  anlässlich  der 
Generalkonferenz  im  April  1995. 


BESUCHSLEHRBOTSCHAFT 


Sich  bereitmachen, 
Versuchung  zu  widerstehen 


Wählen  Sie  aus  dieser  Bot- 
schaft gebeterfüllt  die  Schrift- 
stellen und  Lehren  aus,  die 
den  Bedürfnissen  der  Schwestern, 
die  Sie  besuchen,  entsprechen,  und 
lesen  Sie  sie  dann  vor.  Erzählen  Sie 
von  eigenen  Erlebnissen  und  geben 
Sie  Zeugnis.  Bitten  Sie  die  Schwes- 
tern, dies  ebenfalls  zu  tun. 

Wie  kann  der  Blickwinkel  der 
Ewigkeit  uns  helfen,  Versuchung 
zu  widerstehen? 

Alma  34:39:  „Ich  ermahne  euch, ... 
ständig  im  Beten  wachsam  zu  sein, 
damit  ihr  durch  die  Versuchungen 
des  Teufels  nicht  verführt  werdet, 
damit  er  euch  nicht  überwältigt, 
damit  ihr  am  letzten  Tag  nicht  seine 
Untertanen  werdet;  denn  siehe,  er 
belohnt  euch  mit  nichts  Gutem." 

Präsident  Howard  W.  Hunter 
(1907-1995):  „Ohne  Versuchung, 
Krankheit,  Schmerz  und  Sorgen 
gäbe  es  auch  nichts  Gutes,  keine 
Tugend,  keine  Freude,  keine  Dank- 
barkeit für  unser  "Wohlbefinden.  Das 
Gesetz  des  Gegensatzes  macht  erst 
die  Entscheidungsfreiheit  möglich. 
Der  Vater  im  Himmel  hat  daher 
seinen  Kindern  geboten:  ,Erwählt 
euch  heute,  dass  ihr  Gott  dem 
Herrn  dienen  wollt,  der  euch 
geschaffen  hat.'  (Mose  6:33.)  Er  hat 
uns  aufgefordert,  auf  seinen  Geist  zu 
hören  und  der  Versuchung  zu  wider- 
stehen." („God  Will  Have  a  Tried 
People",  Ensign,  Mai  1980,  Seite  25.) 

Co/een  K.  Menlove,  Präsidentin 
der  Primarvereinigung:  „Selbst  in  der 
Kirche  gibt  es  Menschen,  die  unglück- 
lich sind,  oder  Menschen,  die  in  der 
Regel  glücklich  sind,  aber  trotzdem 
immer  wieder  Stress,  Sorgen, 


Schwierigkeiten  und  Mutlosigkeit 
erleben.  Doch  auch  das  gehört  zum 
großen  Plan  des  Glücklichseins. 
Das  Erdenleben  ist  die  Zeit,  wo  wir 
geprüft  werden,  und  das  bedeutet, 
dass  wir  hin  und  wieder  Schmerzen 
und  seelisches  Unbehagen  erleben 
müssen.  Aber  wer  geduldig  auf  den 
ewigen  Plan  vertraut,  kann  jeden  Tag 
Glück  erleben  und  darauf  hoffen,  dass 
er  bis  an  sein  Lebensende  glücklich 
ist."  („Glücklich  bis  ans  Lebensende", 
Liahona,  Juli  2000,  Seite  14.) 

Wie  kann  man  sich  bereitmachen, 
Versuchung  zu  widerstehen? 

Matthäus  26:41:  ,Wacht  und 
betet,  damit  ihr  nicht  in  Versuchung 
geratet." 

Präsident  Thomas  S.  Monson, 
Erster  Ratgeber  in  der  Ersten  Prä- 
sidentschaft: ,Wenn  wir  den  Tempel 
lieben,  den  Tempel  erfahren  und  den 
Tempel  besuchen,  spiegelt  sich  unser 
Glaube  in  unserer  Lebensführung 
wider.  Wenn  wir  in  das  heilige  Haus 
Gottes  treten,  wenn  wir  an  die  Bünd- 
nisse denken,  die  wir  darin  schließen, 
dann  sind  wir  auch  in  der  Lage,  jede 
Prüfung  zu  ertragen  und  jede  Ver- 
suchung zu  überwinden."  (Be  Your 
Best  Seif  1979,  Seite  56.) 

Präsident  James  E.  Faust  Zweiter 
Ratgeber  in  der  Ersten  Präsident- 
schaft: ,Wir  brauchen  uns  aber  von 
der  Furcht  vor  der  Macht  des  Satans 
nicht  lähmen  zu  lassen.  Er  kann 
über  uns  keine  Macht  haben,  außep 
wir  räumen  sie  ihm  ein.  In  Wirk- 
lichkeit ist  er  feige,  und  wenn 
wir  fest  bleiben,  zieht  er  sich 
zurück."  („Der  große  Nach- 
ahmer", Der  Stern,  Januar  1988, 
Seite  32.) 


Eider  Richard  G.  Scott  vom 
Kollegium  der  Zwölf  Apostel:  ,Wenn 
Sie  für  das  Rechte  eintreten,  wenn 
Sie  einen  persönlichen  Maßstab  auf- 
gestellt und  sich  geschworen  haben, 
an  ihm  festzuhalten,  dann  werden  Sie, 
wenn  Versuchungen  an  Sie  heran- 
treten und  Sie  nach  Ihren  Maßstäben 
handeln,  bestärkt  werden  und 
gegebenenfalls  Kräfte  erlangen,  die 
über  Ihre  Fähigkeiten  hinausgehen. 
Schwierigkeiten  treten  dann  auf, 
wenn  man  ohne  einen  konkreten 
Plan  gegen  Versuchungen  zu  Felde 
zieht."  („Tu,  was  ist  recht!",  Liahona, 
März  2001,  Seite  14.) 

Was  kann  man  tun,  wenn  man  der 
Versuchung  nachgegeben  hat? 
Präsident  Gordon  B.  Hinckley: 

,Wir  mögen  gelegentlich  stolpern. 
Ich  danke  dem  Herrn  für  den  groß- 
artigen Grundsatz  der  Umkehr  und 
der  Vergebung.  Wenn  wir  den  Ball 
fallen  lassen,  wenn  wir  einen  Fehler 
machen,  gibt  uns  das  Wort  des 
Herrn  Trost,  dass  er  uns  die  Sünden 
vergibt  und  sie  nicht  mehr  im 
Gedächtnis  behält."  („Lass  den  Ball 
nicht  fallen!",  Der  Stern,  Januar 
1995,  Seite  44.)  ■ 


Erretter 

besucht  die  Geisterwelt 


Der  Erretter  erschien 
den  gehorsamen 
Geistern  in  der  Geister- 
welt und  predigte  ihnen 
„das  immerwährende 
Evangelium,  die  Lehre 
von  der  Auferstehung 
und  der  Erlösung  der 
Mensehen  vom  Fall  und 
-  sofern  sie  Umkehr 
übten  -  von  ihren 
eigenen  Sünden". 


ELDER  SPENCER  J.  CONDIE 

von  den  Siebzigern 

Was  Jesus  in  den  Stunden 
zwischen  seinem  Tod  und 
seiner  Auferstehung  tat,  bildet 
die  doktrinäre  Grundlage  für 
den  Bau  von  Tempeln. 

Vater,  in  deine  Hände  lege  ich  meinen 
Geist."  (Lukas  23:46.)  Nachdem  Jesus 
am  Kreuz  diese  Worte  gesprochen 
hatte,  verließ  sein  unsterblicher  Geist  seinen 
physischen  Körper.  Sein  lebloser  Leichnam 
wurde  in  ein  Grab  gelegt,  dessen  Eingang  mit 
einem  Stein  versiegelt  wurde. 

Kurze  Zeit  später  verkündeten  Engel 
mehreren  Frauen,  die  zu  seinem  Grab 
gekommen  waren:  „Er  ist  nicht  hier,  sondern 
er  ist  auferstanden."  (Lukas  24:6.)  Jesu  Geist 
hatte  wieder  von  seinem  Körper  Besitz 
ergriffen  und  beide  bildeten  nun  eine  Einheit 
aus  Geist  und  Fleisch,  die  nie  wieder  getrennt 
werden  sollte. 

Der  Tod  und  die  Auferstehung  Jesu 
werden  von  allen  christlichen  Glaubens- 
gemeinschaften als  Grundlage  ihrer  Lehre 
anerkannt.  Dennoch  weiß  außer  den 
Heiligen  der  Letzten  Tage  niemand,  was  Jesu 
unsterblicher  Geist  zwischen  seinem  Tod  und 
seiner  Auferstehung  tat.  Und  die  Bedeutung 
dessen,  was  er  während  dieser  Stunden  tat, 
bildet  die  doktrinäre  Grundlage  dafür,  dass 
überall  auf  der  Erde  Tempel  gebaut  werden. 
Darüber  hinaus  kann  das  Zeugnis  von  dem, 


was  er  tat,  allen  großen  Trost  spenden,  die 
den  Tod  eines  lieben  Menschen  betrauern. 

Die  Taufe  ist  notwendig 

Um  zu  verstehen,  warum  Jesus  nach 
seinem  Tod  die  Geisterwelt  besuchte, 
müssen  wir  an  den  Abend  des  Tages  zurück- 
denken, an  dem  er  den  Tempel  in  Jerusalem 
zum  ersten  Mal  gereinigt  hatte.  Nikodemus, 
„ein  führender  Mann  unter  den  Juden",  kam 
zum  Erretter,  um  ihm  Fragen  zu  stellen,  die 
ihm  auf  der  Seele  brannten.  Nikodemus 
erkannte  an,  dass  der  Meister  ein  Lehrer  war, 
„der  von  Gott  gekommen  ist".  Jesus  sagte 
ihm:  ,Wenn  jemand  nicht  aus  Wasser  und 
Geist  geboren  wird,  kann  er  nicht  in  das 
Reich  Gottes  kommen."  (Johannes  3:1,2,5.) 

Deshalb  müssen  wir  uns  taufen  lassen, 
wenn  wir  in  das  Gottesreich  eingelassen 
werden  möchten.  Selbst  Jesus  Christus,  der 
einzige  sündenlose  Mensch,  der  je  auf  der 
Erde  gelebt  hat,  unterwarf  sich  dieser  all- 
gemein gültigen  Forderung  (siehe  2  Nephi 
31:5-7). 1 

Barmherzigkeit  und  Gerechtigkeit  für  die, 
die  nicht  getauft  sind 

Der  Erlösungsplan  des  Herrn  hat  viele 
Namen.  Einer  lautet  „Plan  der  Barmherzigkeit" 
(Alma  42:15).  Barmherzigkeit  hat  viel  mit  Mit- 
gefühl und  Vergebungsbereitschaft  zu  tun, 
wohingegen  Gerechtigkeit  eher  Strafe  und 
Vergeltung  impliziert.  Es  gibt  aber  auch 
„weichere"  Aspekte  der  Gerechtigkeit  Gottes 
wie  Billigkeit  und  Fairness. 

Wie  kann  Gottes  Plan  barmherzig  und 


28 


der  Finsternis  behalten."  (Mose  7:56,57.)  Das  bedeutet,  dass 
die  Gehorsamen  in  die  Geisterwelt  eingehen,  um  dort  den 
Tag  ihrer  Auferstehung  zu  erwarten. 

Der  Prophet  Alma  hat  gelehrt:  Während  die  Gehor- 
samen warten,  werden  sie  in  „einen  Zustand  des  Glück- 
lichseins aufgenommen,  den  man  Paradies  nennt,  einen 
Zustand  der  Ruhe,  einen  Zustand  des  Friedens,  wo  [sie] 
von  allen  . . .  Beunruhigungen  und  allem  Kummer  und  aller 
Sorge  ausruhen"  werden  (siehe  Alma  40:12). 

Der  Besuch  des  Herrn  brachte  grundlegende 
Veränderungen 

Präsident  Joseph  F.  Smith  (1838-1918)  schaute  die  herr- 
lichen Segnungen  für  die  Gehorsamen,  denn  er  sah  in 
einer  Vision  den  Besuch  des  Erretters  in  der  Geisterwelt. 
Er  schaute  die  Geisterwelt  kurz  vor  dem  Erscheinen  des 
Erretters  dort.  Die  gehorsamen  Geister  waren  „an  dem 
einen  Ort"  versammelt  und  „von  Freude  und  Frohsinn 
erfüllt";  sie  freuten  sich  miteinander,  „weil  der  Tag  ihrer 
Befreiung  nahe  war"(LuB  138:12,15). 

Der  Erretter  erschien  ihnen  und  verkündete,  dass  der 
Tag  ihrer  herrlichen  Auferstehung  gekommen  sei.  Er 
predigte  ihnen  „das  immerwährende  Evangelium,  die 
Lehre  von  der  Auferstehung  und  der  Erlösung  der 
Menschen  vom  Fall  und  -  sofern  sie  Umkehr  übten  -  von 
ihren  eigenen  Sünden"  (LuB  138:19). 

Zu  den  Geistern,  die  sich  dort  versammelt  hatten, 
gehörten  auch  Adam  und  Eva,  Noach  und  Abraham.  Auch 
Propheten  aus  dem  Buch  Mormon  waren  anwesend.  „Der 
Herr  unterwies  sie  und  gab  ihnen  Macht  hervorzukommen, 
und  zwar  nach  seiner  Auferstehung  von  den  Toten  in  das 
Reich  seines  Vaters  einzugehen"  (LuB  138:51). 

Präsident  Joseph  F.  Smith  fragte  sich,  wie  der  Erretter 
nur  allen  Menschen  in  der  Geisterwelt  in  der  kurzen  Zeit 
zwischen  seinem  Tod  und  seiner  Auferstehung  gepredigt 
haben  konnte.  Doch  dann  sah  er:  „Zu  den  Schlechten  ging 
er  nicht  und  bei  den  Gottlosen  und  denen,  die  zur  Umkehr 
nicht  bereit  waren, ...  erhob  sich  seine  Stimme  nicht.  ... 

Sondern  siehe,  aus  den  Reihen  der  Rechtschaffenen 
stellte  er  seine  Kräfte  zusammen  und  er  bestimmte  Boten, 
...  den  Gefangenen,  die  gebunden  waren,  die  Freiheit  zu 
verkündigen,  ja,  allen,  die  umkehren  und  das  Evangelium 
empfangen  wollten. 

So  wurde  das  Evangelium  denen  gepredigt,  die  in  ihren 
Sünden  gestorben  waren,  ohne  von  der  Wahrheit  gewusst 
zu  haben,  oder  in  Übertretung,  da  sie  die  Propheten  ver- 
worfen hatten."  (LuB  138:20,30-32.) 

Auch  heute  noch  geht  das  Werk,  den  ungetauften  Toten 


das  Evangelium  zu  predigen,  weiter.  Zu  den  Boten,  die  der 
Erretter  heute  zu  denen  sendet,  die  nicht  getauft  wurden 
und  gestorben  sind,  gehören  auch  die  treuen  Mitglieder 
der  Kirche  in  unserer  Evangeliumszeit,  die  gestorben  sind. 
Denn  die  Glaubenstreuen  fahren  „nach  ihrem  Hinschei- 
den aus  dem  irdischen  Leben  mit  ihrer  Arbeit"  fort,  „indem 
sie  das  Evangelium  der  Umkehr  von  Sünde  und  der 
Erlösung  durch  das  Opfer  des  einziggezeugten  Sohnes 
Gottes  verkündigen  -  denen  nämlich,  die  in  der  großen 
Welt  der  Totengeister  in  Finsternis  weilen  und  Gefangene 
der  Sünde  sind"  (LuB  138:57). 


Das  Werk  für  die  Toten 

Eine  wichtige  Frage  muss  jedoch 
noch  beantwortet  werden,  damit  der 
barmherzige  und  gerechte  Plan  Gottes 
erfüllt  werden  kann.  Wie  kann  ein 
Toter  getauft  werden?  Dieses  Problem 
wird  durch  die  Verordnung  der  Taufe 
für  die  Toten  gelöst,  die  nur  im  heiligen 
Tempel  vollzogen  wird.  Wenn  wir 
würdig  sind,  können  wir  in  den  Tempel 
gehen  und  uns  dort  stellvertretend  für 
Verstorbene  taufen  lassen. 

Die  Taufe  für  die  Toten  wurde  auch 
zu  Lebzeiten  von  Petrus  und  Paulus 
von  den  Mitgliedern  der  Kirche  voll- 
zogen. Als  der  Apostel  Paulus  die 
Korinther  über  Jesus  Christus  und 
die  Auferstehung  der  Toten 
unterwies,  stellte  er  die  Frage: 
,Wie  kämen  sonst  einige  dazu, 
sich  für  die  Toten  taufen  zu 
lassen?  Wenn  Tote  gar  nicht  auf- 
erweckt werden,  warum  lässt 
man  sich  dann  taufen  für  sie?" 
(1  Korinther  15:29.) 

Die  Taufe  für  die  Toten 
und  andere  heilige 
Handlungen  für 
die  Verstorbenen 
wurden  durch 
den  Propheten 
Joseph  Smith  auf 
der  Erde  wiederher- 
gestellt. Diese  heiligen 
Handlungen  werden 
heute  in  mehr  als 


Wenn  wir 
würdig 
sind, 
dürfen  wir  in 
den  Tempel  geh 
und  uns  dort 
stellvertretend 
für  die  Toten 
taufen  lassen. 


einhundert  Tempeln  auf  der  Erde  vollzogen.  Diese  Tempel 
sind  der  sichtbare  Beweis  für  unser  Zeugnis,  dass  das  Werk 
für  die  Toten  sowohl  hier  als  auch  in  der  Geisterwelt  weiter- 
geht. Und  dieses  Werk  hat  der  Erretter  bei  seinem  Besuch 
bei  den  rechtschaffenen  Toten  begonnen. 

Häufig  gestellte  Fragen 

Die  Lehre  von  dem  Werk  für  die  Toten  wirft  Fragen  bei 
denen  auf,  die  nicht  unserem  Glauben  angehören,  und 
manchmal  sogar  bei  den  Heiligen  der  Letzten  Tage  selbst. 
Im  Folgenden  finden  Sie  die  Antwort  auf 
häufig  gestellte  Fragen. 

Was  geschieht,  wenn  ein  Verstorbener 
nicht  umkehren  will  bzw.  die  Segnung 
der  Taufe  nicht  annehmen  will?  Wir 
glauben,  dass  jeder  selbst  entscheiden 
kann,  sowohl  hier  auf  der  Erde  als  auch 
in  der  Geisterwelt.  Diese  Freiheit  ist 
ein  wesentlicher  Faktor  im  Plan  des 
himmlischen  Vaters.  Niemand  wird 
gezwungen,  heilige  Handlungen 
anzunehmen,  die  stellvertretend  für  ihn 
vollzogen  wurden.  Die  Taufe  für  die 
Toten  bietet  eine  Chance,  sie  setzt  sich 
aber  nicht  über  die  Entscheidungs- 
freiheit des  Betreffenden  hinweg.  Doch 
wenn  diese  heilige  Handlung  nicht  für 
ihn  vollzogen  wird,  dann  kann  er  ja  gar 
nicht  entscheiden,  ob  er  die  Taufe 
annehmen  oder  ablehnen  will. 

Warum  vollziehen  Sie  Taufen  für 
Verstorbene,  deren  Lebensführung  hier 
auf  der  Erde  zeigt,  dass  sie  wenig 
Interesse  daran  hatten,  Gottes  Gebote  zu  halten?  Wir 
glauben,  dass  viele  Menschen  so  sind  wie  Amulek,  der  ein- 
mal über  sich  sagte:  „Ich  habe  mein  Herz  verhärtet,  denn 
ich  wurde  oft  gerufen  und  wollte  nicht  hören;  darum 
wusste  ich  davon  [vom  Evangelium  Jesu  Christi] ,  wollte  es 
aber  nicht  wissen."  (Alma  10:6.)  Später  wurde  Amulek  ein 
hervorragender  Missionar  und  Lehrer  seines  Volkes. 

Es  gab  einmal  eine  Zeit  im  Buch  Mormon,  wo  die  recht- 
schaffeneren Lamaniten  die  Gadiantonräuber  hetzten,  die 
ihr  Herz  unendlich  verhärtet  hatten,  und  sie  „predigten 
das  Wort  Gottes  unter  dem  schlechteren  Teil  von  ihnen, 
so  dass  diese  Räuberbande  unter  den  Lamaniten  völlig  ver 
nichtet  wurde"  (Helaman  6:37). 

Wir  wissen  einfach  nicht,  wer  von  den  Toten  sein  Herz 
dem  Herrn  zuwenden  und  Umkehr  üben  wird.  Wir  haben 


SPRECHEN  WIR 
DARÜBER 

1 .  Zeigen  Sie  ein  Bild  vom  Erretter 
und  fragen  Sie,  wo  Jesus  sich 
zwischen  seinem  Tod  und  seiner  Auf- 
erstehung aufhielt  und  was  er  tat.  Lesen 
Sie  gemeinsam  diesen  Artikel  und 
beantworten  Sie  anschließend  die 
gestellte  Frage.  Besprechen  Sie  dann 
den  Abschnitt  „Häufig  gestellte  Fragen". 

2.  Lassen  Sie  jemanden  aus  der 
Familie  erzählen,  wie  sich  die  Geister- 
welt nach  dem  Erscheinen  Jesu 
verändert  hat.  Wie  können  wir  den 
Geistern  im  Gefängnis  helfen?  Lesen 
Sie  den  Abschnitt  „Für  diejenigen,  die 
trauern"  und  geben  Sie  dann  Zeugnis 
von  dem  Werk,  das  heute  in  der 
Geisterwelt  weitergeht. 


nicht  das  Recht,  ein  Urteil  zu  fällen.  Wir  müssen  das  Werk 
tun  und  die  Angelegenheit  den  Verstorbenen  und  dem 
Herrn  überlassen. 

Für  diejenigen,  die  trauern 

Der  Erretter  selbst  freute  sich  sehr  auf  seinen  Besuch  bei 
den  gehorsamen  Seelen  in  der  Geisterwelt.  „Die  Stunde 
kommt  und  sie  ist  schon  da,  in  der  die  Toten  die  Stimme 
des  Sohnes  Gottes  hören  werden;  und  alle,  die  sie  hören, 
werden  leben."  (Johannes  5:25.) 

Bei  seinem  Erscheinen  legte  er 
fest,  wie  den  Geistern  in  der  Geister- 
welt das  Evangelium  gepredigt 
werden  sollte.  In  einem  Zustand  des 
Glücklichseins  und  des  Friedens,  der 
als  Paradies  bezeichnet  wird,  warten 
die  Toten,  die  gehorsam  gewesen 
sind,  darauf,  „eine  Fülle  der  Freude" 
zu  empfangen  (siehe  LuB  138:17; 
siehe  auch  Alma  40:12).  Außerdem 
sind  sie  eifrig  damit  beschäftigt,  die 
Berufung,  das  Evangelium  zu 
predigen,  zu  erfüllen. 

Die  Toten,  die  das  Evangelium  zu 
Lebzeiten  nicht  gehört  oder  es  ver- 
worfen haben,  befinden  sich  in  Fins- 
ternis, nämlich  in  einem  Zustand 
des  Elends  (siehe  LuB  138:2;  Alma 
40:14).  Doch  weil  der  Erretter  die 
Geisterwelt  besucht  hat,  gibt  es  für 
sie  Hoffnung  auf  Errettung.  Wir 
können  nämlich  in  den  Tempel 
gehen  und  ihnen  dort  das  Tor  zum 
Himmel  öffnen  -  und  auch  uns  selbst.  Denn  wir  wissen, 
„dass  sie  nicht  ohne  uns  vollkommen  gemacht"  werden. 
„Und  auch  wir  können  ohne  unsere  Toten  nicht  voll- 
kommen gemacht  werden."  (LuB  128:15.)  Barmherzig- 
keit und  Gerechtigkeit  arbeiten  Hand  in  Hand,  um  allen 
Kindern  des  himmlischen  Vaters  die  Möglichkeit  zu 
geben,  zu  ihm  zurückzukehren.  ■ 


ANMERKUNG 

1.  Von  der  Notwendigkeit,  getauft  zu  werden,  sind  kleine  Kinder  sowie 
Erwachsene  ausgenommen,  die  aufgrund  einer  geistigen  Behin- 
derung nicht  für  ihr  Verhalten  verantwortlich  sind.  Sie  befinden  sich 
in  „ihrem  Kindeszustand"  und  sind  „schuldlos  vor  Gott"  (LuB  93:38). 
Der  Prophet  Mormon  hat  gesagt:  „Ihr  sollt  dieses  lehren:  Umkehr 
und  Taufe  für  diejenigen,  die  zurechnungsfähig  und  imstande  sind, 
Sünde  zu  begehen.  ...  Ihre  kleinen  Kinder  brauchen  keine  Umkehr 
und  keine  Taufe."  (Moroni  8:10,11.) 


30 


Auf  einen  Blick:  aus  dem  Neuen  Testament 

DIE  ERSTEN 
APOSTEL 

IHR  LEBEN  UND  IHRE  BRIEFE 


134  n.  Chr. 

Petrus  und 
weitere  Apostel 

1  4 

2  5 
3 


Das  Leben  des  Paulus 

(Saulus) 


36  n.  Chr. 


Andere 


Briefe 


6  7 


Buch  Mormon 
84 


Die  Zeitangaben,  auch  zum  Ursprungsdatum  der  Briefe,  sind 
ungefähre  Angaben. 

1 .  Apostelgeschichte  1:1-11  Jesus  stieg  in  den  Himmel  auf.  Engel 
verhießen  seinen  Jüngern,  er  werde  in  großer  Herrlichkeit 
wiederkehren. 

2.  Apostelgeschichte  1 : 1 2-26  Der  Herr  erwählte  Matthias  zum  Apostel; 
er  sollte  die  Stelle  von  Judas  Iskariot  einnehmen. 

3.  Apostelgeschichte  2:1-47  Am  Pfingsttag  wurde  der  Heilige  Geist  aus- 
gegossen. Petrus  gab  Zeugnis  von  Christus  und  viele  glaubten  seinen 
Worten  und  ließen  sich  taufen. 

4.  Apostelgeschichte  3:1-26  Petrus  heilte  einen  Gelähmten  am  Tempel 
und  gab  Zeugnis  von  der  Wiederherstellung  in  den  Letzten  Tagen. 

5.  Apostelgeschichte  4:1-31  Petrus  und  Johannes  wurden  über  Nacht 
ins  Gefängnis  geworfen;  man  verbot  ihnen,  von  Christus  zu 
predigen.  Dennoch  gaben  sie  weiterhin  kühn  Zeugnis. 

6.  Apostelgeschichte  4:32-37  Die  Mitglieder  der  Kirche  waren  „ein  Herz 
und  eine  Seele"  und  „hatten  alles  gemeinsam"  (Vers  32). 

7.  Apostelgeschichte  5:1-1 1  Hananias  und  Saphira  belogen  den  Herrn 
und  starben. 

8.  Apostelgeschichte  5:17-42  Petrus  und  Johannes  wurden  vom 
Sanhedrin  ins  Gefängnis  geworfen  und  von  einem  Engel  wieder 
befreit.  Trotz  aller  Warnungen  predigten  sie  weiter  von  Christus. 

9.  Apostelgeschichte  6:1  -7  Sieben  gläubige  Jünger  wurden  berufen 
und  eingesetzt;  sie  sollten  den  Aposteln  zur  Seite  stehen. 

10.  Apostelgeschichte  6:8  -  7:60  Stephanus,  einer  der  sieben,  gab  vor 
dem  Sanhedrin  Zeugnis  von  Christus.  Er  wurde  gesteinigt. 

1 1 .  Apostelgeschichte  7:57  -  8:3  Ein  junger  Rabbi  namens  Saulus  betei- 
ligte sich  an  der  Steinigung  des  Stephanus.  Saulus  verfolgte  die 
Kirche  mit  allen  Kräften. 

12.  Apostelgeschichte  8:4-13  Philippus,  der  auch  zu  den  sieben  Jüngern 
gehörte,  taufte  in  Samarien. 

1 3.  Apostelgeschichte  8:9-25  Petrus  und  Johannes  reisten  nach 
Samarien,  um  durch  Händeauflegen  den  Heiligen  Geist  zu  über- 
tragen. Simon,  ein  neues  Mitglied,  fragte,  ob  er  das  Priestertum 
kaufen  könne,  und  wurde  von  Petrus  zurechtgewiesen. 

14.  Apostelgeschichte  8:26-40  Philippus  unterwies  einen  äthiopischen 
Kämmerer  und  taufte  ihn. 

15.  Apostelgeschichte  9:1-22  Als  Saulus  nach  Damaskus  unterwegs  war, 
erschien  ihm  Jesus.  Daraufhin  erblindete  Saulus.  In  Damaskus  wurde 
er  wieder  geheilt.  Er  ließ  sich  taufen  und  fing  an,  Christus  in  den 
Synagogen  zu  predigen. 


>  CO 

3q 


5S 


1 


53 


SP 


II 


LIAHONA  JULI  2003 


31 


37  n.  Chr.       40  n.  Chr. 

Petrus  und 
weitere 
Apostel 


60  n.  Chr. 


Das  Leben 
des  Paulus 

(Saulus) 


34      39  « 
21   22    26   27   28   29     32         37  46&48W»  54 


41 

42  *  Är"^ 


61      62     63  64 


56    58  59 


16.  Apostelgeschichte  9:23-26;  2  Korinther 

1 1 :32,33;  Galater  1 :15-18  Saulus  reiste  nach 
Arabien  und  kehrte  drei  Jahre  später  wieder 
nach  Damaskus  zurück.  Als  die  jüdischen 
Führer  ihn  töten  wollten,  floh  er  nach 
Jerusalem.  Aber  viele  der  dortigen  Jünger 
bezweifelten,  dass  sich  Saulus  wahrhaft  bekehrt 
hatte.  Saulus  blieb  15  Tage  bei  Petrus. 

1 7.  Apostelgeschichte  9:27  Barnabas  setzte  sich  bei 
den  Aposteln  für  den  bußfertigen  Saulus  ein. 

18.  Apostelgeschichte  9:29,30;  Galater  1:21-24 
Saulus  reiste  nach  Tarsus  und  predigte  etwa 
vier  Jahre  in  Syrien  und  Zilizien. 

19.  Apostelgeschichte  9:31-43  Petrus  heilte  Äneas 
und  erweckte  Tabita  vom  Tod. 

20.  Apostelgeschichte  10:1  -  11:18  In  einer  Vision 
erhielt  Petrus  das  Gebot,  den  Andern  das  Evan- 
gelium zu  bringen.  Der  Heilige  Geist  kam  über 
Kornelius  und  seinen  Haushalt  und  sie  ließen 
sich  taufen. 

21.  Apostelgeschichte  11:25,26  Saulus  diente  der 
Kirche  ein  Jahr  lang  in  Antiochia  und  stand 
Barnabas  zur  Seite. 

22.  Apostelgeschichte  1 1 :29,30  Saulus  und 
Barnabas  sammelten  bei  den  Mitgliedern  in 
Antiochia  Spenden  für  die  bedürftigen  Mit- 
glieder in  Jerusalem. 

23.  Apostelgeschichte  12:1,2  Der  Apostel  Jakobus 
wurde  von  König  Herodes  Agrippa  I.  enthauptet. 

24.  Apostelgeschichte  12:3-23  Petrus  wurde  ins 
Gefängnis  geworfen.  Ein  Engel  des  Herrn 
befreite  ihn.  Der  Engel  schlug  Herodes  und 
Herodes  starb. 

25.  Apostelgeschichte  12:25  Barnabas,  Markus  und 
Saulus  kehrten  nach  Antiochia  zurück. 

26.  Apostelgeschichte  13:1-12  Zusammen  mit 
Barnabas  und  Markus  reiste  Saulus  nach 
Zypern,  um  dort  das  Evangelium  zu  predigen. 
Saulus,  der  nun  auch  Paulus  genannt  wurde, 
trat  seine  erste  Missionsreise  an. 


27.  Apostelgeschichte  13:13-14:6  Paulus 
besuchte  Perge,  Antiochia  in  Pisidien  und 
Ikonion.  Uberall  hatte  er  großen  Erfolg  und 
taufte  die  Menschen. 

28.  Apostelgeschichte  14:6-19  In  Lystra  heilte  Paulus 
einen  Gelähmten.  Die  Bürger  glaubten  nun,  Pau- 
lus und  Barnabas  seien  Götter.  Später  wurde 
Paulus  gesteinigt  und  liegen  gelassen,  weil  man 
ihn  für  tot  hielt. 

29.  Apostelgeschichte  14:20  -  15:3  Auch  in  Derbe 
hatte  Paulus  großen  Erfolg.  Anschließend  kehlte 
er  nach  Antiochia  zurück.  Unterwegs  besuchte  er 
verschiedene  Städte,  um  die  Mitglieder  dort  zu 
stärken. 

30.  Apostelgeschichte  1 5:4-29;  Galater  2:1-3  Petrus 
präsidierte  über  einen  Rat  der  Führer  der  Kirche 
in  Jerusalem,  wo  festgelegt  wurde,  was  die 
Andern  tun  mussten,  um  gute  Mitglieder  zu  sein. 
Paulus,  Barnabas  und  Titus  waren  ebenfalls 
anwesend. 

31.  Apostelgeschichte  1 5:30-35  Judas  und  Silas 
kehrten  zusammen  mit  Paulus  und  Barnabas 
nach  Antiochia  zurück.  Die  Entscheidung,  die  auf 
der  Konferenz  in  Jerusalem  getroffen  worden 
war,  wurde  mit  großer  Freude  aufgenommen. 

32.  Apostelgeschichte  1 5:36-40  Zusammen  mit  Silas 
trat  Paulus  seine  zweite  Missionsreise  an. 

33.  Apostelgeschichte  16:1  -3  In  Lystra  schloss  sich 
Timotheus  der  Kirche  an  und  leistete  von  da  an 
zusammen  mit  Paulus  und  Silas  Missionsarbeit. 

34.  Apostelgeschichte  16:8-1 1  Paulus  reiste  nach 
Troas,  wo  er  eine  Vision  hatte,  die  ihn  und  seine 
Gefährten  anwies,  nach  Mazedonien  zu  reisen. 

35.  Apostelgeschichte  16:10,11  Lukas  schloss  sich 
Paulus  und  seinen  Gefährten  an. 

36.  Apostelgeschichte  16:12-15  In  Philippi  bekehrten 
sich  Lydia  und  ihr  Haushalt  zum  Herrn. 

37.  Apostelgeschichte  16:1 6-40  In  Philippi  wurden 
Paulus  und  Silas  geschlagen  und  eingekerkert. 
Dann  erschütterte  ein  Erdbeben  das  Gefängnis. 
Daraufhin  ließen  sich  der  Gefängniswärter  und 
seine  Familie  taufen.  Paulus  und  Silas  wurden 
aus  dem  Gefängnis  entlassen. 


38.  Jakobus  Jakobus,  ein  Führer  der  Kirche  in 
Jerusalem,  schrieb  an  „die  zwölf  Stämme,  die  in 
der  Zerstreuung  leben"  (1:1).  Dies  war  wahr- 
scheinlich der  erste  apostolische  Brief. 

39.  Apostelgeschichte  17:1  Paulus  und  seine 
Gefährten  reisten  über  Amphipolis  und 
Apollonia  nach  Thessalonich. 

40.  Apostelgeschichte  1 7:2-9  In  Thessalonich 
glaubten  Jason,  ein  Verwandter  des  Paulus,  und 
andere  an  Christus.  Jason  wurde  vom  Pöbel 
gefangen  genommen;  Paulus  und  seine 
Gefährten  entkamen. 

41 .  Apostelgeschichte  1 7:1 5-34  Paulus  ließ 
Timotheus  und  Silas  in  Beröa  zurück  und  reiste 
nach  Athen.  Dort  unterwies  er  auf  dem  Areopag 
mehrere  griechische  Philosophen. 

42.  Apostelgeschichte  18:1-3,5,1 1  In  Korinth  traf 
Paulus  wieder  mit  Silas  und  Timotheus 
zusammen.  Dort  lehrte  und  wirkte  Paulus 
anderthalb  Jahre  lang. 

43.  Apostelgeschichte  18:2-18  In  Korinth  glaubten 
Aquila  und  seine  Frau,  Priszilla,  Justus  und 
Krispus,  der  Synagogenvorsteher,  an  Christus. 
Paulus  wurde  gefangen  genommen  und  zum 
römischen  Statthalter  gebracht. 

44. 1  Thessaionicher;  2  Thessalonicher  Von  Korinth 
aus  schrieb  Paulus  zwei  Briefe  an  die  Heiligen  in 
Thessalonich. 

45.  Apostelgeschichte  18:18-21  Paulus  reiste  nach 
Ephesus  und  predigte  in  der  Synagoge. 

46.  Apostelgeschichte  18:21,22  Paulus  reiste  nach 
Jerusalem  und  begrüßte  die  Gemeinde  dort. 
Anschließend  kehrte  er  nach  Antiochia  zurück. 

47.  Apostelgeschichte  1 8:24-28  Apollos,  ein  ägyp- 
tischer Jude,  kam  nach  Ephesus  und  ließ  sich 
von  Aquila  und  Priszilla  unterweisen. 

48.  Apostelgeschichte  18:23;  19:1  Paulus  besuchte 
und  stärkte  die  Kirche  in  Galatien  und  Phrygien. 
Er  blieb  etwa  drei  Jahre  lang  in  Ephesus. 

49.  Apostelgeschichte  19:1-7  Paulus  übertrug  den 
Jüngern,  die  Apollos  getauft  hatte,  die  Gabe  des 
Heiligen  Geistes. 


qO 


So 

2« 


32 


50.  Apostelgeschichte  19:11 -20  Paulus  wirkte  in 
Ephesus  viele  Wunder.  Die  Kirche  wuchs, 

51 . 1  Korinther  Als  sich  Paulus  in  Ephesus  aufhielt, 
schrieb  er  an  die  Heiligen  in  Korinth. 

52.  Apostelgeschichte  19:23-40  In  Ephesus  hetzten 
Anhänger  der  griechischen  Göttin  Artemis  die 
Bewohner  gegen  Paulus  und  die  Christen  auf. 
Gaius  und  Aristarch  wurde  vom  Pöbel  gefangen 
genommen,  später  aber  unversehrt  wieder 
freigelassen. 

53. 2  Korinther  Als  sich  Paulus  in  Mazedonien 
aufhielt,  schrieb  er  erneut  an  die  Heiligen  in 
Korinth. 

54.  Apostelgeschichte  20:1  -3  Paulus  reiste  nach 
Griechenland  und  blieb  drei  Monate  dort. 

55.  Galater  Paulus  schrieb  an  die  Heiligen  in 
Galatien. 

56.  Apostelgeschichte  20:2-6  Paulus  bereiste  mit 
sieben  Gefährten  die  griechischen  Städte  und 
predigte  dort. 

57.  Römer  Paulus  schrieb  an  die  Heiligen  in  Rom. 

58.  Apostelgeschichte  20:6-12  In  Troas  erweckte 
Paulus  einen  jungen  Mann  namens  Eutychus 
wieder  zum  Leben. 

59.  Apostelgeschichte  20:1 3-38  Auf  dem  Weg  nach 
Ephesus  besuchte  Paulus  die  Stadt  Milet  und 
warnte  die  Mitglieder  vor  dem  Abfall  vom 
Glauben.  Er  sagte  ihnen,  dass  er  nach 
Jerusalem  reisen  müsse,  um  das  Pfingstfest 
dort  zu  verbringen. 

60.  Apostelgeschichte  21:1-15  Auf  dem  Weg  nach 
Jerusalem  besuchte  Paulus  die  Heiligen  in  Tyrus 
und  Cäsarea. 

61 .  Apostelgeschichte  21:16-  23:1 0  Paulus  kam 
in  Jerusalem  mit  den  Führern  der  Kirche  zu- 
sammen. Er  ging  in  den  Tempel  und  sorgte 
dort  für  Aufruhr.  Er  berichtete  den  Sadduzäern 
und  den  Pharisäern  von  seiner  Bekehrung  zu 
Christus.  Daraufhin  wurde  er  von  römischen  Sol- 
daten verhaftet  und  zu  seiner  eigenen  Sicherheit 
nach  Cäsarea  gebracht. 

62.  Apostelgeschichte  23:1 1  -  26:32  Paulus  wurde 
vor  zwei  römische  Herrscher  geführt,  nämlich 
Festus  und  Herodes  Agrippa  II.  Paulus  berichtete 


ihnen  von  seiner  Bekehrung  und  gab  Zeugnis 
von  Christus.  Man  beschloss,  ihn  nach  Rom  zu 
senden  und  dort  vor  Gericht  zu  stellen. 

63.  Apostelgeschichte  27:1  -  28:16  Unter  römischer 
Bewachung  segelte  Paulus  nach  Rom.  Unterwegs 
sank  das  Schiff.  Paulus  schwamm  nach  Malta. 
Dort  überstand  er  unbeschadet  einen 
Schlangenbiss  und  heilte  viele. 

64.  Apostelgeschichte  28:16-31  Zwei  Jahre  lang 
stand  Paulus  in  Rom  unter  Hausarrest. 

65.  Epheser;  Philipper;  Kolosser;  Philemon;  Hebräer 
In  Rom  schrieb  Paulus  an  die  Heiligen  in  den 
Städten  Kolossä,  Philippi  und  Ephesus  sowie  an 
einen  Jünger  namens  Philemon.  Außerdem 
erklärte  er  den  jüdischen  Mitgliedern  der  Kirche, 
dass  sich  das  Gesetz  des  Mose  im  Gesetz  Christi 
erfüllt  habe. 

66.  1  Timotheus  1 :3;  2  Timotheus  4:13,20;  Titus  1 :5; 

3:1 2  Nachdem  man  Paulus  freigelassen  hatte, 
reiste  er  nach  Griechenland,  wo  er  wahr- 
scheinlich in  vielen  Städten  Mitglieder  besuchte. 
Möglicherweise  predigte  er  sogar  in  Spanien. 

67.  1  Timotheus;  Titus  Von  Griechenland  aus 
schrieb  Paulus  seinen  ersten  Brief  an 
Timotheus.  Außerdem  schrieb  er  einen  Brief 
an  Titus,  der  sich  in  Kreta  aufhielt. 

68.  1  Petrus  Petrus  schrieb  an  die  Kirche,  wahr- 
scheinlich von  Rom  aus. 

69.  Markus  1:1;  Lukas  1:1-4;  Apostelgeschichte  1 :1 
Markus  und  Lukas  schrieben  ihr  Evangelium 
nieder;  Lukas  verfasste  außerdem  noch  die 
Apostelgeschichte. 

70.  Matthäus  1 :1  Matthäus  schrieb  sein  Evangelium 
nieder. 

71 .  2  Timotheus  4:6  Paulus  wurde  gefangen 
genommen  und  erneut  nach  Rom  gebracht,  um 
dort  vor  Gericht  gestellt  zu  werden. 

72.  2  Timotheus  Paulus  schrieb  wieder  an 
Timotheus.  Dies  ist  sein  letzter  Brief  im  Neuen 
Testament. 

73.  Paulus  wurde  in  Rom  hingerichtet;  damals  war 
höchstwahrscheinlich  Nero  Kaiser  von  Rom. 

74.  2  Petrus  Petrus  schrieb  erneut  an  die  Kirche. 


75.  2  Petrus  1:14  Petrus  wurde  wahrscheinlich  auch 
während  der  Herrschaft  des  Nero  hingerichtet. 

76.  Die  Römer  zerstörten  Jerusalem  und  auch  den 
Tempel.  Viele  Juden  wurden  entweder  umge- 
bracht oder  zerstreut. 

77.  Judas  Judas,  der  Bruder  des  Jakobus,  schrieb  an 
die  Kirche  und  warnte  sie  vor  dem  Abfall  vom 
Glauben. 

78.  Offenbarung  1 :9  Als  Johannes  in  Ephesus 
wohnte,  wurde  er  auf  die  Insel  Patmos  verbannt. 

79.  Offenbarung  1  -22  Johannes  schaute  in  einer 
Vision  den  Herrn  und  empfing  eine  Botschaft  für 
sieben  Zweige  der  Kirche.  Er  schrieb  seine  Vision 
nieder  und  sandte  sie  an  die  Kirche.  Außerdem 
sah  er  Ereignisse  voraus,  die  sich  in  den  Letzten 
Tagen  zutragen  sollten,  sowie  den  letzdichen 
Triumph  Gottes  und  seines  Reiches  durch  den 
Erretter  Jesus  Christus. 

80.  Johannes  21 :25  Johannes  schrieb  sein  Evan- 
gelium nieder. 

81. 1  Johannes;  2  Johannes;  3  Johannes  Johannes 
schrieb  drei  Briefe.  Darin  lehrte  er  von  Christus 
und  von  der  Liebe.  Er  forderte  die  Mitglieder  auf, 
treu  zur  Wahrheit  zu  stehen. 

82.  Johannes  21 :20- 24  Johannes  wurde  verwandelt, 
so  dass  er  seine  Mission  auf  der  Erde  bis  zum 
Zweiten  Kommen  des  Erretters  fortsetzen 
konnte. 

83.  2  Thessalonicher  2:3  Der  große  Abfall  vom 
Glauben. 

BUCH  MORMON 

84.  3  Nephi  11:1  -  26:15  Jesus  Christus  erschien  den 
Menschen  in  Amerika  und  diente  ihnen. 

85.  4  Nephi  1  :l-3  Alle  bekehrten  sich  zum  Herrn 
und  „hatten  unter  sich  alles  gemeinsam" 
(Vers  3). 

86. 4  Nephi  1 :7-1 8  Die  Menschen  bauten  ihre  Städte 
wieder  auf.  Es  gab  keinen  Streit  im  Land  und 
„gewiss  konnte  es  kein  glücklicheres  Volk"  geben 

(Vers  16). 

87. 4  Nephi  1:19  Es  herrschte  Frieden  im  Land. 

Nephi  übergab  die  Aufzeichnungen  seinem  Sohn 
Arnos. 


LIAH0NA  JULI  2003 


33 


Abschluss 


Wäre  es 
wirklich  so 
schlimm, 
bei  unserer 
Abschlussfeier 
einmal  etwas 
Champagner 
zu  trinken?  Ja, 
denn  ich  weiß, 
wofür  ich 
einstehe. 


GABRIEL  GONZALEZ 

^  ein  Freund  Jorge  reichte  mir  sein 
Champagnerglas  über  den  Tisch 
_j  und  bot  mir  einen  Schluck  an.  Das 
überraschte  mich.  Er  wusste  doch,  dass  ich 
Heiliger  der  Letzten  Tage  war  und  mein 
Glaube  es  mir  untersagte,  Alkohol  zu 
trinken.  Also  schüttelte  ich  höflich  den  Kopf, 
um  ihm  klar  zu  machen,  dass  ich  auch  dieses 
Mal  -  wie  stets  zuvor  -  keinen  Alkohol 
trinken  würde. 

Er  schlug  sich  mit  der  Hand  an  die  Stirn 
und  rief:  ^ero  es  nuestra  graduaciön!" 
(Aber  heute  ist  doch  unsere  Abschlussfeier!) 

Ja,  es  war  unsere  Schulabschlussfeier. 
Und  das  ist  bei  uns  in  Ecuador  immer 
ein  großes  Fest.  Der  Abend  hatte  mit 
einem  offiziellen  Essen  für  die  ganze 
Familie  begonnen.  In  der  Mitte  eines 
jeden  Tisches  stand  eine  Flasche 


Champagner.  Gut  geschulte  Kellner  ser- 
vierten ein  exzellentes  Mahl.  Nach  dem 
Essen  tanzten  die  Schüler  mit  ihrem  Vater 
bzw.  ihrer  Mutter  einen  Walzer. 

Schließlich  waren  alle  Eltern  gegangen. 
Nur  wir  Schüler  und  unsere  Freunde  blieben 
zurück.  Es  war  schon  Mitternacht,  als  Jorge 
auf  mich  zukam  und  mir  etwas  von  seinem 
Champagner  anbot.  Jorge  meinte,  dieses 
eine  Mal  könnte  mir  doch  nichts  schaden. 


X.  J 


vor  allem,  wenn  man  bedachte,  dass  dies  ein  einmaliges 
Ereignis  war  und  man  darauf  einfach  trinken  musste. 

Ich  antwortete  schlicht:  „Ich  weiß,  dass  dies  unsere 
Abschlussfeier  ist.  Aber  das  spielt  keine  Rolle." 

Während  meiner  Schulzeit  war  ich  immer  wieder  zum 
Trinken  und  zum  Rauchen  aufgefordert  worden,  hatte 
aber  stets  abgelehnt  und  erklärt,  meine  Religion  lehre, 
dass  Trinken  und  Rauchen 
schädlich  seien.  Meistens 
ließen  meine  Freunde 
es  nach  dieser 
Erklärung  dann  gut 
sein.  Aber  ich 
wusste  natürlich 
nicht,  wie  sie  es 
wirklich  auf- 
nahmen, wenn 
ich  sie  abwies. 


Zu  meiner  Überraschung  lächelte  Jorge,  streckte  mir 
die  rechte  Hand  entgegen,  ergriff  meine  Hand  und 
schüttelte  sie.  Dabei  sagte  er  nur:  „Das  bewundere  ich 
wirklich  an  dir."  Mit  diesen  Worten  ging  er  weiter. 

Als  ich  später  darüber  nachdachte,  was  sich  an  diesem 
Abend  zugetragen  hatte,  fiel  mir  der  Rat  ein,  den  Präsident 
Gordon  B.  Hinckley  uns  einmal  erteilt  hat,  nämlich  dass 
wir  für  etwas  einstehen  müssen  (siehe  „Dem  Glauben 
treu",  Der  Stern,  September  1996,  Seite  5.)  Jorge  und 
meine  übrigen  Freunde  sahen  es  so,  dass  ich  für  etwas 
einstand.  Mir  wurde  bewusst,  dass  wir  oft  meinen,  wir 
würden  uns  unbeliebt  machen,  wenn  wir  das  Rechte  tun. 
Das  mag  zwar  hin  und  wieder  stimmen,  aber  meistens 
merken  sich  die  Leute  unser  Verhalten  und  betrachten 
die  Heiligen  der  Letzten  Tage  als  Volk,  das  für  etwas  ein- 
steht, was  bewundernswert  ist.  ■ 

Gabriel  Gonzalez  gehört  zum  Zweig  Mount  Ensign  3  (spanisch), 
Pfahl  Salt  Lake. 


36 


GEHEIMNISVOLLEN  LAND 


lim 


wo  die  Missionare  nicht  predigen  dürfen, 
wächst  dieser  Zweig,  der  fünfzig  Mitglieder 
hat.  Ein  großer  Teil  dieses  Erfolgs  ist  den 
jungen  Menschen  zu  verdanken,  die  zu  Pionieren  für 
die  Kirche  und  für  das  Christentum  in  Nepal  geworden 
sind. 

Wie  schaffen  sie  es,  so  großen  Erfolg  zu  haben  und 
jedes  Jahr  etwa  zwölf  Taufen  zu  verzeichnen,  wo  es  doch 
keine  Vollzeitmissionare  gibt,  die  das  Evangelium  ver- 
breiten könnten?  Ein  Nepalese,  der  sich  zur  Kirche  bekehrt 
hat,  kann  ja  seine  Landsleute  unterweisen,  und  die  jungen 
Leute  hier  haben  keine  Angst  davor,  über  ihren  neuen 
Glauben  zu  sprechen. 


Schwestern  und  Freundinnen 

Wenn  man  die  dreizehnjährige  Manita  Maharjan  nach  der 
Kirche  fragt,  erzählt  sie  einem  fröhlich  ihre  Geschichte  -  in 
schönstem  Englisch.  Im  Alter  von  sieben  Jahren  wohnte  sie 
in  der  Nähe  von  zwei  Freundinnen,  nämlich  den  Schwestern 
Usha  und  Sabita  Thapa,  die  sich  der  Kirche  angeschlossen 
hatten.  Sie  nahmen  sie  regelmäßig  mit  zur  Kirche  und 
Manita  erzählt,  sie  habe  sich  dort  immer  sehr  wohl  gefühlt. 
„Die  Mitglieder  des  Zweigs  haben  mir  schon  als  kleines 
Mädchen  so  viel  Liebe  entgegengebracht",  sagt  sie.  „Als  ich 


LIAHONA  JULI  2003  37 


älter  wurde,  lernte  ich  Klavier- 
spielen und  Dirigieren  und  ent- 
wickelte meine  Talente.  Ich  lernte, 
wie  man  betet  und  das  Evangelium 
studiert.  Ich  danke  Usha  und  Sabita  dafür, 
dass  sie  mich  in  diese  Welt  voller  Glück 
geführt  haben."  Manita  ist  in  der  Schule  die 
Klassenbeste  und  bringt  häufig  ihre  Schul- 
freundinnen mit  zur  Kirche. 

Diese  selbe  Liebe  hat  auch  bald  ein  wei- 
teres Mädchen  zur  Kirche  geführt.  Monika 
Gurung  ist  inzwischen  14  Jahre  alt.  Auch  sie 
nahmen  die  beiden  Schwestern  unter  ihre 
Fittiche.  Monikas  Familie  gehörte  bereits  dem 
Christentum  an,  aber  sie  sagt,  dass  sie  über- 
große Freude  spürte,  als  sie  sich  der  Kirche 
anschloss.  „Hier  hat  mich  jeder  lieb  und  ich 
liebe  jeden",  erklärt  sie.  „Ich  bin  zwar  noch 
immer  das  einzige  Mitglied  in  meiner  Familie, 
aber  ich  nehme  jeden  Sabbat  meine  kleinen 
Brüder  mit  zur  Kirche."  (In  Nepal  ist  der 
Sabbat  am  Samstag.) 

Auch  Monika  ist  eine  hervorragende 
Schülerin.  Sie  durfte  in  der  Schule  ein  Referat 
über  die  Kirche  und  das  Buch  Mormon 
halten.  Das  ist  zwar  etwas  ungewöhnlich, 
aber  Monika  durfte  das  Referat  deshalb 
halten,  weil  sie  eine  so  gute  Schülerin  ist. 

Um  zu  zeigen,  wie  sehr  sie  ihre  Kultur 
lieben,  tanzen  Monika  und  Manita  nepalesische 
Volkstänze  in  der  Volkstracht,  und  zwar  voller 
Anmut  und  mit  großem  Können. 

Wahrhaft  engagiert 

Am  Tag  nach 
der  Taufe  von 
Veswengal 


1 


Manita  Maharjan 
(oben)  tritt  in  einer 
Talentshow  ihres 
Zweiges  auf.  Usha 
Thapa,  Preeti  Khadgi 
und  Manita  (oben 
rechts)  besuchen 
den  Tempel  Sway- 
ambhunath.  Monika 
Gurung  (ganz  rechts) 
trainiert  mit 
Freundinnen.  Heilige 
Schreine  mit  Statuetten 
säumen  diese  Straße 
in  Bhaktapur  (rechts). 


Manita  Maharjan 


Gharti  Chhetri  (genannt  G.C.)  rief  eine 
politische  Gruppierung  in  Nepal  einen  bund 
(Streik)  aus.  Das  bedeutete,  dass  auf  den 
Straßen  keine  Fahrzeuge  fahren  durften. 
Doch  G.C.,  der  weit  von  dem  Stadtteil  ent- 
fernt wohnt,  wo  sich  der  Zweig  versammelt, 
wusste,  dass  die  Mitglieder  auf  ihn  warteten, 
weil  er  konfirmiert  werden  sollte.  Deshalb 
nahm  er  einen  zweieinhalbstündigen  Fuß- 
marsch auf  sich  -  über  Straßen,  die  nun  nicht 
wie  sonst  voller  Autos  waren,  sondern  voller 
Menschen  und  streunender  Tiere. 

Von  der  Kirche  erfuhr  er  zum  ersten  Mal 
an  der  Schule,  wo  er  Lehrer  ist.  Er  hörte 
nämlich,  wie  eine  junge  Lehrerin,  die  Mitglied 
der  Kirche  war,  mit  dem  Rektor  über  das 
Evangelium  sprach.  Da  trat  er  schnell  auf 


Usha  Thapa 


Ramesh  Shrestha  zu  und  fing  an,  ihr  Fragen  zu  stellen. 
Heute  ist  er  21  Jahre  alt,  gehört  seit  einigen  Monaten 
selbst  zur  Kirche  und  ist  als  JM-Leiter  berufen  worden. 
G.C.  sagt:  „Die  Kirche  war  mehr,  als  ich  erwartet  hatte." 
Ihm  gefällt  das  Konzept  der  ewigen  Ehe,  der  Ent- 
scheidungsfreiheit, des  Wortes  der  Weisheit  und  des 
Erlösungsplans.  G.C.  zeichnet  sich  durch  Warmherzigkeit 
und  große  Menschenliebe  aus.  Damit  ist  er  ein  Naturtalent 
für  seine  zweite  Berufung  als  Zweigmissionar.  Wenn  man 
ihn  fragt,  warum  er  so  gerne  das  Evangelium  predigt,  ant- 
wortet er:  „Es  ist  nicht  gut,  wenn  man  etwas  so  Köstliches 
für  sich  behält." 

Liebe  -  das  ist  wohl  das  Geheimnis  hinter  dem 
Wachstum  des  Zweiges  in  Katmandu. 

Sich  zu  neuen  Höhen  aufschwingen 

Wie  die  schroffe  Himalajakette  im 
Norden  -  geologisch  ein  relativ  junges 
Gebirge,  das  aufgrund  -mmmagtUKL. 
natürlicher  Einflüsse 
ständigen  Veränderungen  unterworfen 
ist  -  verändert  sich  auch  das  Leben  der 
jungen  Menschen  durch  das  Evangelium. 
Der  16jährige  Suman  Shilpakar  meint, 
die  Kirche  habe  sein  Leben  sehr  positiv 
verändert.  Er  ist  nicht  mehr  schüchtern 
und  unsicher.  Er  weiß,  dass  in  den  heiligen 
Schriften  die  Antworten  auf  alle  seine 
Fragen  zum  Leben  zu  finden  sind.  H 

Preeti  Khadgi  sagt,  sie  sei  freundlicher 
geworden  und  unterhalte  sich  lieber  als  früher  mit 
Menschen,  seit  sie  Mitglied  der  Kirche  geworden  sei. 

Preeti  gehört  zu  den  wenigen 

jungen  Leuten,  deren  ganze 
Familie  sich  der  Kirche 
angeschlossen  hat. 
Zuerst  hat  sich  ihr  Vater 


Veswengal  Gharti 
Chhetri 


taufen  lassen.  Er  war  übrigens  der  erste  Nepalese,  der  in 
Nepal  getauft  wurde,  und  dient  heute  als  Zweigpräsident. 

Ehe  sich  Preetis  Mutter  der  Kirche  anschloss,  hatte  sie 
einen  Traum,  in  dem  sie  den  Weg  fand,  wie  sie  „aus  allen 
ihren  Kindern  gute  Kinder  machen"  konnte.  Für  die 
Khadgis  geht  dieser  Traum  mit  der  Kirche  in  Erfüllung. 


lernen.  Ich  erklärte  ihm  aber,  dass  ich  nicht 
kommen  könnte,  weil  ich  zur  Kirche 
gehen  müsste." 

„Ist  das  denn  notwendig?",  fragte  er. 

„Ja",  gab  Preeti  zur  Antwort.  „Ich  muss 
dort  unterrichten."  Später  bestand  sie  die 
schwierige  Prüfung  und  durfte  weiter  zur 
Schule  gehen.  „Ich  betete  darum,  dass  der 
himmlische  Vater  mir  helfen  möge,  alles  zu 
behalten,  was  ich  gelernt  hatte",  erzählt  sie. 

Eine  alltägliche  Herausforderung 

In  den  meisten  nepalesischen  Familien  ist 
es  Sitte,  morgens  als  Erstes  eine  Tasse  Tee 
mit  Milch  zu  trinken.  In  jedem  Haus  und  in  jedem  kleinen 
Geschäft  entlang  der  engen  Straßen  wird  auf  einem 
kleinen  Ofen  Tee  gekocht.  Deshalb  war  es  für  viele  junge 


40 


Preetis  Bruder,  Pratik,  dient 
derzeit  in  der  Mission 
Bangalore  in  Indien. 

In  Nepal  müssen  die 
Schüler  nach  der  zehnten 
Klasse  eine  Prüfung  machen, 
damit  sie  weiter  zur  Schule 
gehen  dürfen.  Wer  die 
Prüfung  nicht  besteht,  dessen 
Schulausbildung  ist  zu  Ende. 
Preeti  erzählt:  „Einer  meiner 
Lehrer  wollte,  dass  ich 
am  Sabbat  in  die 
Schule  kam, 
um  dort  zu 


im 

Leute  zuerst  schwer,  das  Wort  der  Weisheit 
zu  halten. 

Als  Deepak  Shresthas  älterer  Bruder  - 
der  erste  Einheimische,  der  auf  Mission 
ging  -  ihm  erzählte,  die  Kirche  sei  das 
Beste  auf  der  ganzen  Welt,  fand  Deepak  das 
interessant.  Dann  forderte  sein  Bruder  ihn 
auf,  nach  dem  Wort  der  Weisheit  zu  leben. 
Deepak  merkte  schnell,  wie  klug  dieses 
Gesetz  ist,  denn  „es  beeinflusst  die 
Zukunft".  Mit  der  Entscheidung,  das  Wort 
der  Weisheit  zu  halten,  begann  Deepaks 
festes  Zeugnis  vom  Evangelium,  das  immer 
weiter  wächst. 

Die  Hoffnung  auf  eine  Übersetzung  des 
Buches  Mormon  ins  Nepalesische 

Der  17-jährige  Bikki  Sahi  hat  sich  vor 
kurzem  taufen  lassen  und  ist  -  wie  viele 
andere  Jugendliche  hier  -  in  seiner  Familie 
das  einzige  Mitglied  der  Kirche.  Er  ist  fest 
davon  überzeugt,  dass 
er  „den  richtigen 
Weg  gewählt"  hat 
Bikkis  Zeugnis 


Durch  Thulogaau 
(ganz  links)  fließt  ein 
Fluss  in  der  Nähe 
eines  Klosters  (siehe 
Seite  36).  Eine  Straße 
in  Bungmati  (links) 
in  der  Nähe  von 
Katmandu.  Preeti 
Khadgi  (oben  links) 
führt  einen  Volkstanz 
auf.  Der  Gipfel  des 
Machhapuchhare 
(oben)  ist  mit  Schnee 
bedeckt.  Pratik 
Khadgi  und  Bikki 
Sahi  bei  Bikkis 
Taufe  (unten). 


Bikki  Sahi 


ist  zwar  noch  jung,  aber  trotzdem  fest.  Er 
gibt  auch  gern  Zeugnis.  „Als  ich  zum  ersten 
Mal  in  die  Kirche  kam,  spürte  ich  Frieden 
im  Herzen",  sagt  er.  „Außerdem  hatte  ich 
das  Gefühl,  Spannungen  und  Traurigkeit 
seien  verflogen.  Die  Brüder  und  Schwes- 
tern dort  haben  mir  Liebe  entgegen- 
gebracht und  mir  von  Jesus  Christus  und 
dem  Buch  Mormon  erzählt.  Als  ich  die 
Gebote  befolgte,  gelang  es  mir,  schlechte 
Gewohnheiten  abzulegen.  Das  war  ein 
gutes  Gefühl.  Ich  weiß,  dass  Jesus  der 
Messias  ist  und  dass  das  Buch  Mormon 
wahr  ist." 

Die  jungen  Leute  beklagen  nur,  dass  es 
das  Buch  Mormon  nicht  in  nepalesischer 
Sprache  gibt.  Wer  nicht  gut  Englisch  kann, 
für  den  ist  es  schwer,  das  Evangelium  zu 
studieren.  Er  muss  dann  gläubig  annehmen, 
was  andere  ihm  sagen,  und  im  Unterricht 
so  viel  wie  möglich  lernen.  Doch  selbst 
diejenigen,  die  fließend  Englisch  können, 
haben  zu  kämpfen. 

Doch  obwohl  die  jungen  Leute  auf  das 
Buch  Mormon  in  nepalesischer  Sprache  ver- 
zichten müssen,  sind  sie  doch  mit  der  Schule, 
der  Kirche  und  kulturellen  Aktivitäten  vollauf 
beschäftigt.  Sie  singen,  machen  nepalesische 
Volkstänze  und  spielen  Klavier.  Sie  spielen 
Bowling,  gehen  klettern  und  versuchen 
sich  in  Golf  und  Tai  Bo.  Sie  machen  Dienst- 
projekte und  sind  gerne  mit  ihren  Freunden 
innerhalb  und  außerhalb  der  Kirche 
zusammen.  Sie  gehen  das  Leben  voller 
Begeisterung  an. 

Inmitten  der  unglaublich  schönen  Berge 
und  Täler  Nepals  erklingt  eine  helle  Stimme. 
Sie  ist  jung,  lebhaft  und  voller  Glauben. 
Diese  jungen  Leute  sind  Pioniere  im 
wahrsten  Sinne  des  Wortes.  Sie  bringen  in 
ihrer  Heimat  das  Evangelium  voran.  Und  sie 
werden  weiter  daran  arbeiten,  ihre  Lands- 
leute durch  ihre  Liebe  zum  Evangelium  zu 
führen,  bis  einmal  der  Tag  kommt,  wo  Nepal 
seine  Tore  für  die  Missionare  öffnet. 

Namaste.  ■ 

Lynne  S.  Topham  dient  mit  ihrem  Mann,  W.  Sanford 
Topham,  in  der  Mission  Bangalore  in  Indien.  Sie 
gehören  zur  Gemeinde  Parowan  4  im  Pfahl 
Parowan,  Utah. 


LIAHONA  JULI  2003 


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STIMMEN   VON   HEILIGEN   DER   LETZTEN  TAGE 


Ihre  Pflege  war  mir  anvertraut 


Annette  Candland  Alger 


Früh  an  einem  Januarmorgen 
fuhren  mein  Mann  und  ich  ins 
Krankenhaus,  wo  unser  fünftes 
Kind,  Charlotte,  geboren  werden 
sollte.  Ich  hatte  mir  schon  während 
der  Schwangerschaft  immer  wieder 
Sorgen  gemacht  und  fragte  meinen 
Mann  nun  ängstlich:  ,Was  ist,  wenn 
unser  Baby  nicht  gesund  ist?" 

„Dann  lieben  wir  es  trotzdem", 
gab  er  tröstend  zur  Antwort. 

Als  meine  Tochter  schließlich  im 
Kreißsaal  neben  mir  lag,  schaute  ich 
sie  mir  genau  an.  Sie  sah  ganz  normal 
aus.  Aber  als  man  sie  eilends  forttrug, 
fragte  ich  beunruhigt:  ,Was  ist  los?  Ist 
mit  meinem  Baby  alles  in  Ordnung?" 


„Der  Arzt  wird  sich  mit  Ihnen 
unterhalten",  gab  die  Schwester 
zur  Antwort.  Mein  Magen  zog  sich 
zusammen  und  die  schlimmsten 
Ängste  drängten  an  die  Oberfläche. 

Der  Arzt  erklärte  uns  dann  bald, 
dass  unser  Baby  am  Down-Syndrom 


Als  die  Krankenschwester 
Charlotte  eilends  forttrug, 
fragte  ich  beunruhigt:  „Wös 
ist  los?  Ist  mit  meinem  Baby  alles 
in  Ordnung?"  „Der  Arzt  wird  sich 
mit  Ihnen  unterhalten",  gab  die 
Schwester  zur  Antwort. 


leide.  Kummer,  Ungläubigkeit,  Wut 
und  Schuldgefühle  stiegen  in  mir 
hoch. 

.Warum  wir?  Warum  Charlotte?", 
fragte  ich.  Meine  Welt  stand  Kopf  und 
ich  wusste  nicht,  wie  ich  mit  dieser 
Situation  fertig  werden  sollte. 

Mit  Charlottes  Geburt  begann 
eine  schwere  Zeit.  Kurz  danach  erlitt 
meine  Schwiegermutter  einen 
Schlaganfall,  zwei  unserer  Autos 
gingen  kaputt,  unsere  Firma  geriet 
in  Schwierigkeiten,  Charlotte  musste 
an  Augen,  Ohren  und  am  Herzen 
operiert  werden  und  die  Arztrech- 
nungen strömten  nur  so  ins  Haus. 


Eines  Tages  war  es  besonders 
schlimm.  Da  ging  ich  mit  Charlotte 
in  unser  Schlafzimmer  und  sprach 
mutlos  ein  Gebet:  „Himmlischer  Vater, 
das  hier  ist  mehr,  als  ich  ertragen 
kann.  Bitte  hilf  mir."  Dann  stand  ich 
langsam  wieder  auf  und  schaltete  die 
Fernsehnachrichten  ein,  um  mich 
abzulenken. 

Das  beherrschende  Thema  war 
ein  Flugzeugabsturz,  bei  dem  alle 
Passagiere  ums  Leben  gekommen 
waren.  Zum  ersten  Mal  hörte  ich  mir 
die  Nachrichten  von  einem  anderen 
Blickwinkel  aus  an.  „Irgendeine  Frau 
hat  bei  diesem  Absturz  ihren  Mann 
verloren",  überlegte  ich.  Wenn  ich 
tauschen  könnte,  wäre  ich  dann 
lieber  Witwe? 

Als  Nächstes  ging  es  um  einen 
jungen  Mann,  der  verhaftet  worden 
war,  weil  er  Drogen  verkaufte.  Ich 
dachte:  „Der  Junge  hat  doch  eine 
Mutter.  Wäre  ich  lieber  seine 
Mutter?"  Nach  und  nach  wurde  mir 
ein  einfacher  Grundsatz  bewusst: 
Wir  alle  müssen  Prüfungen  durch- 
stehen, die  uns  helfen,  Fortschritt 
zu  machen. 

Ich  schaute  zu  Charlotte  hinüber. 
Da  war  mir,  als  hörte  ich  jemanden 
sagen:  ,Warum  bist  du  so  traurig,  wo 
der  himmlische  Vater  dir  doch  ein 
süßes  kleines  Baby  geschenkt  hat,  das 
du  lieben  sollst?"  Das  war  die  Antwort. 
Kein  Flugzeugabsturz,  kein  Sohn,  der 
Drogen  verkaufte  -  ich  sollte  die 
kleine  Charlotte  lieben.  Der  himm- 
lische Vater  hatte  mich  nicht  verlassen, 
sondern  mir  vielmehr  ein  Kind  anver- 
traut, das  besondere  Pflege  brauchte. 
Als  mir  bewusst  wurde,  wie  grofs"  das 
Vertrauen  war,  das  der  himmlische 
Vater  mir  geschenkt  hatte,  spürte  ich, 
wie  die  Verbitterung  wich. 

Charlotte  hat  uns  Frieden  und 
Wertschätzung  gelehrt.  Obwohl  es 
auch  schwierige  Zeiten  gibt,  gehört 
sie  doch  zu  unserer  Familie.  Sie  ist 


ein  kleines  Stück  vom  Himmel,  das 
uns  geschenkt  wurde  und  das  wir 
lieben  sollen.  ■ 

Annette  Candland  Alger  gehört  zur 
Gemeinde  Enterprise  2  im  Pfahl  Enterprise, 
Utah. 


Nicht  ich  habe 
Gott  gefunden 
-  Gott  hat 
mich  gefunden 

Jochen  A.  Beisert 

1975  waren  meine  Frau  Sabine 
und  ich  jung  verheiratet  und  hatten 
einen  16  Monate  alten  Sohn.  Wir 
wohnten  in  Celle,  das  damals  zur 
Mission  Hamburg  gehörte. 

Wahrscheinlich  hätten  die  Mis- 
sionare unser  Haus,  das  hinter  einer 
Tankstelle  und  einer  Autoreparatur- 
werkstatt versteckt  lag,  gar  nicht 
gefunden.  Aber  sie  fanden  mich  -  als 
ich  eines  sonnigen  Junitages  auf  dem 
Bahnhof  auf  einer  Bank  saß.  Wahr- 
scheinlich rauchte  ich  da  gerade  eine 
Zigarette. 

Die  beiden  jungen  Amerikaner 
stellten  sich  als  Repräsentanten  einer 
Kirche  vor.  Ich  weiß  nicht  mehr, 
worüber  wir  sprachen,  aber  es  muss 
mich  interessiert  haben,  denn  ich 
erklärte  mich  mit  einem  Besuch  am 
nächsten  Tag  bei  uns  zu  Hause  ein- 
verstanden. 

Sie  kamen  pünktlich  und  fingen 
an,  Grundsätze  mit  uns  zu 
besprechen,  an  die  die  meisten 
Menschen  glauben.  Sowohl  Sabine 
als  auch  ich  standen  ihnen  positiv 
gegenüber.  Wir  unterhielten  uns 
gerne  mit  ihnen.  Doch  dann  kam 
die  Sprache  auf  Gott.  Ich  erklärte 
ihnen,  dass  ich  weder  an  Gott  noch 


an  Jesus  Christus  glaubte.  Das  schien 
die  Missionare  traurig  zu  stimmen. 
Als  sie  gingen,  gaben  sie  uns 
eine  Broschüre,  in  der  es  um  das 
Erscheinen  Jesu  Christi  in  Amerika 
ging- 

Wir  machten  keinen  neuen  Termin 
aus,  lasen  aber  die  Broschüre  auf- 
merksam durch.  Irgendwie  hatten 
wir  das  Gefühl,  diese  beiden  Ame- 
rikaner seien  verrückt.  Christus  in 
Amerika!  Wer  hatte  so  etwas  schon 
einmal  gehört? 

Eines  Sonntags  im  September 
befanden  wir  uns  in  der  Nähe  des 
Hauses  einiger  Freunde,  die  wir 
schon  mehrere  Monate  nicht  mehr 
gesehen  hatten.  Wir  beschlossen,  sie 
einfach  zu  besuchen.  Sie  machten 
sich  gerade  fertig,  um  in  ihre  neue 
Kirche  zu  gehen,  von  der  sie  ganz 
begeistert  waren.  Ganz  spontan  ent- 
schlossen wir  uns,  sie  zu  begleiten. 
Auch  wir  fanden  die  Atmosphäre  im 
Zweig  ansprechend,  und  alles,  was 
wir  hörten,  kam  uns  interessant  und 
glaubwürdig  vor.  Am  darauf  folgen- 
den Sonntag  wollten  wir  unbedingt 
wieder  hingehen. 

Schon  bald  erfuhren  wir  von  den 
Vollzeitmissionaren  und  den  Mit- 
gliedermissionaren alles  über  die 
Kirche.  Bruder  Horst  Klappert  unter- 
richtete eine  Klasse  für  Untersucher. 
Mit  Horst  und  seiner  Frau  Rotraud 
hatten  wir  viel  gemeinsam.  Wir 
wurden  gute  Freunde.  Schon  bald 
luden  uns  die  Mitglieder  zu  allen 
möglichen  Veranstaltungen  ein.  Wir 
genossen  so  manch  schönen  Abend, 
der  ganz  anders  war  als  alles,  was  wir 
gewohnt  waren. 

Einer  der  Vollzeitmissionare  hieß 
Max  Fisher.  Als  wir  die  zweite  oder 
dritte  Lektion  durchgenommen 
hatten,  bat  mich  Eider  Fisher  -  mich, 
Jochen  Beisert,  der  nicht  an  Gott 
glaubte  -  ein  Gebet  zu  sprechen.  In 
diesem  Augenblick  fiel  mir  ein 


LIAHONA  JULI  2003 


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Ereignis  ein,  das  schon  über  zehn 
Jahre  zurücklag. 

Ich  hatte  damals  in  einem  großen 
Wohnblock  in  Osnabrück  gewohnt, 
wo  fast  niemand  den  anderen 
kannte.  Meine  Wohnung  lag  der 
Wohnung  einer  älteren  Frau  namens 
Köhler  gegenüber.  Eines  Tages  fragte 
sie  mich,  ob  ich  ihr  einen  Faden  in 
die  Nadel  fädeln  könne.  Dazu  war  ich 
gerne  bereit.  Im  Laufe  der  nächsten 
Monate  besuchte  ich  sie  ein-,  zweimal 
in  der  Woche,  um  ihr  behilflich  zu 
sein  oder  mich  einfach  nur  mit  ihr  zu 
unterhalten.  Wahrscheinlich  war  ich 
seit  vielen  Monaten  der  erste 
Mensch,  der  mit  ihr  sprach. 

Kurz  bevor  ich  in  einen  anderen 
Stadtteil  zog,  lud  Frau  Köhler  mich  zu 
sich  ein  und  dankte  mir  dafür,  dass  ich 
ihr  den  Faden  in  die  Nadel  gefädelt 
und  ihr  noch  in  vielerlei  anderer 
Hinsicht  geholfen  hatte.  Dann  bat  sie 
mich,  in  ihrem  Lieblingsstuhl  Platz  zu 
nehmen.  Sie  öffnete  eine  Schublade, 
nahm  ein  altes  Gesangbuch  heraus 
und  sang  mit  zitternder  Stimme  drei 
Strophen  des  Liedes  „Großer  Gott, 
wir  loben  dich". 

Ich  war  gerührt.  In  jenem  Augen- 
blick wusste  ich  ganz  sicher,  dass  es 
einen  Gott  gibt,  dass  er  mein  Vater 
ist  und  dass  ich  ihm  am  Herzen 
liege.  Dieses  Erlebnis  stimmte  mich 
demütig.  Ich  versprach  Frau  Köhler, 
sie  so  oft  wie  möglich  zu  besuchen. 

Fünf  Wochen  später  stand  ich 
wieder  vor  dem  Wohnblock  und 


klingelte.  Eine  mir  unbekannte 
Stimme  erklärte  mir  über  die  Sprech- 
anlage, dass  Frau  Köhler  zwei  Wochen 
zuvor  gestorben  sei.  Das  tat  mir  sehr 
Leid. 

Im  Laufe  der  Jahre  hatte  ich  dieses 
Erlebnis  über  der  Hektik  in  meinem 
Leben  und  den  vielen  Prüfungen 
ganz  vergessen.  Doch  als  ich  nun  zu 
beten  anfing,  fiel  mir  alles  wieder 
ein.  Ich  redete  aufrichtig  mit  dem 
himmlischen  Vater.  Alle  Anwesenden 
-  unsere  Freunde,  die  sich 
vor  kurzem  bekehrt 


hatten,  und  die  Missionare  -  spürten 
den  Geist  und  waren  den  Tränen 
nahe.  Einige  Wochen  später,  nämlich 
am  18.  Oktober  1975,  wurde  ich  von 
Eider  Fisher  getauft.  Sabine  wurde 
von  einem  unserer  Mitgliedermis- 
sionare getauft. 

Als  ich  ungefähr  ein  Jahr  später 
meinen  Patriarchalischen  Segen  emp- 
fing, sagte  der  Patriarch:  „Der  Herr 
möchte  Sie  wissen  lassen,  dass  nicht 
Sie  ihn  gefunden  haben.  Er  hat  nach 
Ihnen  Ausschau  gehalten  und 
Sie  für  einen  weisen  Zweck 


Frau  Köhler  nahm  ein  altes 
Gesangbuch  aus  der 
Schublade  und  sang 
mit  zitternder  Stimme  drei 
Strophen  des  Liedes  „Großer 
Gott,  wir  loben  dich". 


gefunden."  Der  Patriarch  konnte  gar 
nicht  wissen,  wie  viel  mir  dieser  Satz 
bedeutete. 

Sabine  und  ich  bekamen  schließ- 
lich noch  drei  weitere  Kinder,  die  alle 
in  der  Kirche  aufwuchsen.  Wie  Frau 
Köhler,  meine  liebe  alte  Nachbarin, 
haben  auch  wir  allen  Grund  zu 
singen:  „Großer  Gott,  wir  loben 
dich".  Ich  bin  dem  Herrn  so  dankbar 
dafür,  dass  er  mich  und  meine 
Familie  zur  Wahrheit  gefuhrt  hat.  ■ 

Jochen  A.  Beisert  gehört  zum  Zweig  Worms 
im  Pfahl  Mannheim. 


Danke, 
Mrs.  Pfeil 

Carl  Nelson 

Als  mich  eine  Geschäftsreise 
wieder  nach  Mansfield  in 
Massachusetts  führte,  wo 
ich  aufgewachsen  war,  rief  ich  die 
Website  meiner  alten  Mittelschule 
auf.  Am  Ende  der  Liste  mit  den 
Namen  der  derzeitigen  Lehrkräfte 


stand  Mrs.  Christine  Pfeil,  bei  der  ich 
in  der  achten  Klasse  Englischunter- 
richt gehabt  hatte  und  die  mich  sehr 
beeinflusst  hatte. 

Als  ich  in  der  achten  Klasse  war, 
gab  es  nämlich  bei  uns  zu  Hause 
Probleme.  Das  machte  mich  wütend 
und  ich  hatte  keinen  Sinn  mehr  für 
Hausaufgaben.  Die  anderen  Lehrer 
achteten  nicht  besonders  darauf, 
dass  sich  meine  Einstellung  geändert 
hatte  und  meine  Noten  schlechter 
wurden.  Doch  Mrs.  Pfeil  interessierte 
sich  für  mich.  Sie  gab  sich  nicht 
zufrieden,  wenn  ich  nicht  mein 
Bestes  getan  hatte.  Oft  schrieb  sie 
mir  unter  meine  Aufgaben:  „Du 
kannst  es  besser  -  versuch  es  noch 
einmal."  Widerwillig  machte  ich  die 
Aufgabe  dann  noch  einmal  und  über- 
legte. „Also  gut.  Sie  wollen  etwas 
Besseres?  Ich  gebe  Ihnen  etwas  Bes- 
seres!" Wenn  sie  den  Unterricht 
hielt,  hatte  ich  das  Gefühl, 
intelligent  zu  sein  und  geschätzt 
zu  werden.  Als  ich  die  Qualters 
Middle  School  nach  der  achten 
Klasse  verließ,  wusste  ich,  dass  ich 
ein  guter  Schüler  sein  konnte.  Und 
das  alles,  weil  Mrs.  Pfeil  an  mich 
geglaubt  hatte. 

Als  ich  ihren  Namen  an  jenem 
Tag  auf  der  Website  sah,  war  es  mir 
plötzlich  unendlich  wichtig,  ihr  so 
schnell  wie  möglich  zu  erzählen, 
wie  sehr  sie  mich  beeinflusst  hatte. 
Ich  nahm  mir  vor,  sie  ausfindig  zu 
machen.  Also  entschuldigte  ich  mich 
am  nächsten  Mittag  bei  der  Sitzung 
und  machte  mich  auf  den  Weg  nach 
Qualters. 

Ich  stand  gerade  vor  ihrer  Klas- 
sentür, als  ich  sie  den  Flur  ent- 
lang auf  mich  zukommen  sah. 
„Carl  Nelson!",  rief  sie.  „Ich 
habe  dich  seit  25  Jahren  nicht 
gesehen!  Was  machst  du  hier?" 
Weil  ich  die  Worte,  die  mir 
auf  der  Seele  lagen,  unbedingt 


loswerden  wollte,  fing  ich  unver- 
mittelt an  zu  sprechen:  „Ich  habe 
das  Gefühl,  dass  ich  Ihnen  sagen 
muss,  was  für  eine  wichtige  Rolle 
Sie  in  meinem  Leben  gespielt 
haben.  In  der  achten  Klasse  hatte 
ich  eine  schwierige  Phase,  aber 
Sie  haben  von  mir  verlangt,  mein 
Bestes  zu  geben.  Das  hat  damals 
kaum  jemand  sonst  getan.  Und  weil 
Sie  an  mich  geglaubt  haben,  habe 
ich  angefangen,  auf  meine  eigenen 
Fähigkeiten  zu  vertrauen.  Ich  weiß 
nicht,  wie  mein  Leben  ohne  eine 


Lehrerin  wie  Sie  verlaufen  wäre." 

Bei  meinen  Worten  stiegen  Mrs. 
Pfeil  die  Tränen  in  die  Augen.  „Ich 
muss  dir  etwas  erzählen",  sagte  sie. 
„Ich  wollte  immer  Schriftstellerin 
werden,  obwohl  ich  das  Gefühl 
hatte,  Gott  wollte,  dass  ich  Lehrerin 
würde.  Gerade  gestern  Abend  habe 
ich  traurig  darüber  nachgedacht, 
dass  mich  eigentlich  niemand  je  für 
meine  Arbeit  gelobt  hat.  Ich  sagte 
Gott,  wenn  mir  am  nächsten  Tag 
nicht  jemand  danken  würde,  würde 
ich  den  Lehrberuf  aufgeben  und 


mich  der  Schriftstellerei  widmen. 
Und  nun  kommst  du  nach  all  dieser 
Zeit  hierher  und  bedankst  dich 
gerade  heute  bei  mir  -  diese  Seg- 
nung ist  fast  schon  zu  groß!" 

Mrs.  Pfeil  und  ich  konnten  uns 
nicht  länger  unterhalten,  da  ihre 
Schüler  nach  und  nach  eintrafen. 
Ich  machte  mich  wieder  auf  den 
Weg.  Es  stimmte  mich  demütig,  dass 
der  himmlische  Vater  sich  meiner 
bedient  hatte,  um  einem  seiner 
Kinder  zu  helfen.  Als  ich  über  meine 
kurze  Begegnung  mit  Mrs.  Pfeil  nach- 
dachte, wurde  mir  bewusst:  Wer 
wir  auch  sein  und  welcher  Kirche 
wir  auch  angehören  mögen  -  der 
liebevolle  himmlische  Vater  wirkt  in 
unserem  Leben  und  erhört  unser 
Beten.  ■ 


Carl  Nelson  gehört  zur  Gemeinde 
Hingham  im  Pfahl  Ringham, 
Massach  usetts. 


arl  Nelson!", 
rief  Mrs.  Pfeil 
„Ich  habe  dich 
25  Jahren  nicht 


Hätten  Sie's  gewusst? 


Die  Blaskapelle  von  Nauvoo 

Der  Weg  in  das  Salzseetal  war  nicht 
nur  von  Tränen  und  Schwierigkeiten 
gesäumt.  Die  Heiligen  waren  trotz  der 
schwierigen  Lage  ein  fröhliches  Volk. 
So  fanden  sie  auf  dem  Zug  nach 
Westen  immer  wieder  eine 
Gelegenheit,  zu  singen  und  zu 
tanzen. 

Ab  1842  begleitete  die  Blas- 
kapelle von  Nauvoo  unter  der 
Leitung  von  William  Pitt  die 
Nauvoo-Legion  musikalisch 
während  des  Drills  und  spielte  auch  zu 
besonderen  Anlässen  auf.  Als  die  Mit- 
glieder Nauvoo  verließen,  sorgte  die 
Kapelle  unterwegs  für  Unterhaltung. 
Während  des  Zugs  durch  Iowa  spielte 
die  Blaskapelle  auch  für  die  dortigen 
Siedler.  So  verdienten  die  Musiker 
Geld  und  trugen  Vorräte  für  die 
Bedürftigen  zusammen.  Während  des 
Zugs  nach  Westens  gingen  die  Mit- 
glieder der  Kapelle  ihren  eigenen  Weg, 
fanden  sich  aber  später  in  Utah  wieder 
zusammen  und  traten  auch  eine  ganze 
Zeit  zusammen  auf. 

„Kommt,  Heiige,  kommt!" 

Für  die  meisten  Mitglieder  ist  das 
Lied  „Kommt,  Heiige,  kommt!"  wohl 
die  Hymne  der  Pioniere.  Es  wurde 
von  einem  Mitglied  der  ersten 
Pionierkompanie  geschrieben,  die 
Nauvoo  im  Jahre  1846  verließ. 

William  Clayton  machte  sich 
Sorgen  wegen  seiner  Frau.  Er  hatte 
sie  in  Nauvoo  zurücklassen  müssen, 
weil  sie  schwanger  war  und  nicht 


mitkommen  konnte.  Als  er  das  Lied 
„Kommt,  Heiige,  kommt!"  schrieb, 
hatte  er  gerade  von  der  Geburt 
seines  Sohnes  erfahren  und  wusste, 
dass  die  Familie  nun  bald  wieder 
zusammen  sein  würde.  Eigentlich 
schrieb  er  ja  nur  einen  neuen  Text 
zu  einer  alten  Melodie.  Doch  der 
neue  Text  war  bei  den  Mitgliedern 
auf  dem  Weg  nach  Westen  bald  sehr 
beliebt,  denn  sie  brauchten  ja  Lieder, 
die  sie  aufrichteten  und  ihnen  durch 
die  mit  der  Reise  verbundenen 
Schwierigkeiten  halfen. 

Viele  Pioniere  starben,  ehe  sie  ihr 


Ziel  erreicht  hatten,  doch  ihrer 
Glaubenstreue  wegen  können  wir 
heute  glücklich  sein.  Wir  müssen  ihr 
Erbteil  der  Glaubenstreue  wei- 
tergeben und  verkünden:  „Alles 
wohl,  alles  wohl!"  (Gesangbuch, 
Nr.  19.) 


„Wie  die 
Pioniere  des 
Jahres  1847,  die 
sich  auf  ihrer 
Reise  nach  Westen 
ziemlich  dicht  an 
das  Leben  spen- 
dende frische  Wasser  der  Flüsse 
hielten, ...  müssen  auch  wir  dem 
lebendigen  Wasser  Christi  folgen 
und  davon  trinken,  um  auf 
unserer  Reise  durchs  irdische 
Leben  unseren  Glauben  zu 
erneuern  und  in  unseren 
Bemühungen  gestärkt  zu 
werden. " 

Eider  M.  Russell  Ballard  vom  Kollegium 
der  Zwölf  Apostel,  „Sie  brauchen  sich 
vor  der  Reise  nicht  zu  fürchten". 
Der  Stern,  Juli  1 997,  Seite  60. 


Testen  Sie  Ihr  Wissen 

1.  Als  die  Mitglieder  Winter 
Quarters  verließen  (siehe  LuB  136), 
ließ  Präsident  Brigham  Young  sie 
Kompanien  zu  100,  50  und  10  Mann 
bilden.  Jede  Kompanie  wurde  von 
einem  Hauptmann  geführt.  Wie  hieß 
die  größte  Abteilung,  die  Präsident 
Young  selbst  führte? 

a)  Brighams  Pioniere 

b)  Zionslager 

c)  das  Lager  Israel 

2.  Wie  lange  braucht  man  mit  dem 
Auto  von  Winter  Quarters  in  Nebraska 
ins  Salzseetal? 

a)  ungefähr  8  Stunden 

b)  ungefähr  15  Stunden 

c)  ungefähr  34  Stunden 

3.  Wie  lange  brauchten  Präsident 
Young  und  seine  Kompanie  für  den 
Weg  von  Winter  Quarters  ins 
Salzseetal? 

a)  ungefähr  3  Monate 

b)  ungefähr  5  Monate 

c)  ungefähr  8  Monate 


v£  'qz  'oi  -Sunsgifriy 


Wie  man  die 
Juli-Ausgabe  2003 
des  Liahona 
verwenden  kann 


Anregungen  für  das  Gespräch 

•  „Der  Glaube  unserer  Väter",  Seite  16:  Eider  Joseph  B.  Wirthlin  hält  uns  vor 
Augen,  dass  wir  denen  Dankbarkeit  schulden,  die  uns  vorangegangen  sind,  und 
erklärt,  dass  wir  unsere  Schuld  teilweise  dadurch  abtragen  können,  dass  wir 
anderen  Menschen  dienen.  Besprechen  Sie,  wie  Sie  und  Ihre  Familie  dienen 
können.  Setzen  Sie  sich  das  Ziel,  jemandem  vor  dem  nächsten  Familienabend 
konkret  zu  helfen.  Denken  Sie  beim  Dienen  daran,  dass  Opferbereitschaft  und 
Selbstlosigkeit  Sie  mit  den  Pionieren  verbinden,  die  Opfer  gebracht  haben,  um 
das  Gottesreich  aufzubauen. 

•  „Ein  ehrenvoller  Abschluss",  Seite  34:  Sprechen  Sie  darüber,  was  für 
Möglichkeiten  wir  Heilige  der  Letzten  Tage  haben,  „für  etwas  einzustehen". 
Besprechen  Sie  auch,  wie  sich  unsere  Entscheidungen  positiv  oder  negativ  auf 
andere  Menschen  auswirken  können. 

•  „Das  Gebet  als  Rettungsanker",  KL2:  Präsident  James  E.  Faust  erzählt  von 
einer  Familie,  vor  deren  Haus  eine  Bombe  niederging.  Das  Bombenräumkom- 
mando war  erstaunt,  dass  die  Bombe  nicht  explodiert  war,  aber  die  Familie 
kannte  den  Grund  dafür.  Besprechen  Sie,  was  geschehen  kann,  wenn  eine 
Familie  gemeinsam  betet. 


FOTO  VON  KELLY  LARSEN;  ES  SIND  NICHT  DIE 
TATSÄCHLICHEN  PERSONEN  ABGEBILDET; 
HINTERGRUNDFOTO  VON  FLOYD  UND  TOM  HOLDMAN 


Themen  in  dieser  Ausgabe 

KL=Kleiner  Liahona 

Apostel  31,  KL4 

Auferstehung  26 

Behinderung  42 

Beispiel  16,  34 

Bekehrung  42 

Besuchslehren  25 

Beten  KL2 

Beziehungen  in  der 

Familie  2,  KL2,  KL16 

Dankbarkeit  42 

Dienen  21,  42 

Ehe  2 

Familienabend  48 

Führerschaft  48,  KL4 

Gehorsam  25,  KL14 

Geschichte  der  Kirche  47 

Glaube  16,  KL16 

Heilung  KL7 

Heimlehren  7 

Jesus  Christus  26,  KL4,  KL7 

Kunst  8 

Lehren  42,  48 

Maßstäbe  34 

Neues  Testament  31,  KL4,  KL7 

Opfern  21,  KL  10 

Pioniere  8,  16,  36,  47,  KL10,  KL13 

Primarvereinigung  KL14 

Schriftstudium  31,  KL14 

Tempel  und  Tempelarbeit  2,  8,  22, 

26,  KL9,  KL10 

Vorbereitung  22,  25 

Unglück  42 

Weltweite  Kirche  36 


Wort  der  Weisheit 


.34 


i 


Senden  Sie  uns  Ihr  denkwürdigstes  Weihnachtserlebnis 

Wenn  Sie  zu  Weihnachten  ein  besonders  denkwürdiges  Erlebnis 
hatten,  das  anderen  als  Inspiration  dienen  und  sie  den  Geist  der 
Weihnacht  spüren  lassen  könnte,  dann  erzählen  Sie  uns  bitte 
davon.  Schicken  Sie  Ihren  Artikel  an  Christmas  Memories, 
Liahona,  Room  2420,  50  East  North  Temple  Street, 
Salt  Lake  City,  UT  84150-3220,  USA  oder  per  E-Mail 
an  cur-liahona-imag@ldschurch.org.  Geben  Sie 
bitte  Ihren  vollständigen  Namen,  Ihre  Adresse,  Ihre 
Telefonnummer  sowie  Ihre  Gemeinde  und  Ihren 
Pfahl  (bzw.  Zweig  und  Distrikt)  an. 


Die  Bilder  in  den  Buntglasfenstern  des 
Winter-Quarters-Nebraska-Tempels  stellen 
Begebenheiten  aus  den  heiligen  Schriften 
dar.  Oben:  Der  Erretter  hat  gelehrt:  „Ich  bin 
der  Weinstock."  (Johannes  15:5.)  Vorderes 

Umschlagbild:  Diese  geätzte  Glasplatte 
erinnert  an  eine  Geschichte  aus  dem  Alten 

Testament,  in  der  es  um  das  Aaronische 

Priestertum  geht.  Als  Mose  zum  Zelt  der 

Bundesurkunde  ging,  „da  war  der  Stab 
Aarons,  der  das  Haus  Levi  vertrat, 

grün  geworden;  er  trieb  Zweige,  blühte 
und  trug  Mandeln"  (Numeri  17:23).  Siehe 

„Momente  der  Geschichte  -  Spektren 
des  Lichts",  Seite  8.